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1. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 305

1878 - Leipzig : Spamer
Gustav Adolf in Bayern. 305 Land wieder einzusetzen, — dieses Alles deutete darauf hiu, das; er, von dem Glänze seines Glückes geblendet, von vielen Stimmen in Deutschland selbst aufgefordert, sich mit Entwürfen trug, die über seine weltgeschichtliche Aufgabe hinausgingen; nannte er doch selbst in einer Anrede an die Nürnberger die Reichsverfassung ein „altes Gemäuer, gut genug für Ratten und Mäuse, aber nicht bewohnbar für Meuschen!" Zu spät erkannte Kaiser Ferdinand die Gefahr, die ihm von dieser Seite drohte; der anfangs verspottete nordische „Schneekönig", den — wie man sagte — „die Souue der kaiserlichen Macht bald zum Schmelzen bringen" würde, stand jetzt mächtig und gefürchtet an der Grenze der österreichischen Erbstaaten; Böhmen war von den Sachsen erobert und besetzt, und der Augen- blick schien nicht fern, da man von der Hofburg aus die schwedischen Fahnen erblicken würde. Vergeblich sah sich der Kaiser nach Hülfe um; die Macht der Liga war gebrochen, Kurfürst Maximilian von Bayern flüchtig und seines Landes beraubt, und der Einzige, der vielleicht fähig war, ihm in dieser Roth beizustehen, der in seiner Ehre tief gekränkte Wallenstein, saß grollend auf seinen Gütern in Böhmen. Schon bei Gustav Adolfs siegreichem Vorrücken in Oberdeutschland hatte der Kaiser Verhandlungen mit Wallenstein über die Ausrüstung eines Heeres und die Uebernahme des Oberbefehls anknüpfen lassen. Aber das Verhältniß zwischen dem Kaiser und dem Feldherrn war jetzt ein anderes als früher. Jetzt war es der Kaiser, der als Bittender kam, und als Wallenstein nach langem Zögern seinen Bitten Gehör gab, da war er es, welcher die Bedingungen vor- schrieb, — Bedingungen, die unerhört in der Geschichte, verbürgt durch eiuen Vertrag zwischen dem Kaiser und seinem Unterthanen, durch welchen dem Letz- teren mehr Rechte und größere Macht übertragen, als dem Ersteren gelassen wurde (Vertrag znznahm, April 1632). Für Wallenstein war das Heer nicht das Werkzeug, um dem Kaiser gegen seine Feinde beizustehen, sondern das Mittel, um erlittene Unbill am Kaiser zu rächeu und ihm mit der Sättigung seines -Ehrgeizes zugleich Geuugthuuug für die früher erfahrenen Demüthignngen zu bieteu. Sein Streben ging darauf hinaus, sich die böhmische Königskrone auf's Haupt zu setzen und sich zum Schiedsrichter zwischen dem Kaiser und seinen Feinden aufzuwerfen. Soweit hatten politische und dynastische Interessen neben persönlichem Ehrgeiz die eigentlichen Ziele des Krieges bereits verdunkelt, daß von dem Waffenglücke und dem Willen des Einen oder des Anderen — des fremden Köuigs oder des emporgekommenen Edelmanns — das Schicksal von Kaiser und Reich abzuhängen schien. Aber die waltende Vorsehung setzte dem Streben Beider eine Marke, ehe ihre Pläne zur Ausführung reif waren. Auf blutigem Siegesfelde fiel der Eine zur guten Stunde für seinen Namen und Ruf in der Blüte seines Ruhmes und seiner Siege als König und Held; durch Meuchel- mord der Andere, als er soeben im Begriffe stand, das von ihm längst geplante Verbrechen des offenen Abfalls vom Kaiser in Ausführung zu bringen. — Seinen geheimnißvoll vor der Welt verborgenen Plänen entsprach die Kriegführung Wallenstein's. Nicht dem bedrängten Bayern zog er zu Hülfe, sondern er begnügte sich, zunächst die Sachseu aus Böhmen zurückzudrängen. Deutsches Land und Volk. I.
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