1. Bd. 1
- S. 75
1874 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
19. Landbildung der griechischen Halbinsel. 75
zweimal der Mittelpunkt einer weit ausgebreiteten Herrschaft, zuerst einer po-
litischen, dann einer kirchlichen: Spanien, welches nächst Großbritannien am
meisten vom Continente ab- und dem Ocean so wie den fernen Erdtheilen
zugewandt ist, ward in Folge der oceanischen Entdeckungen ein Reich, in
welchem „die Sonne nicht untergingt
aa. Die griechische Halbinsel (in weiterm Sinne).
19. Landdildnng der griechischen Halbinsel.
(Nach Ernst Curtius, griechische Geschichte.)
Die griechische Halbinsel ist durch eine Kette von Hochgebirgen, die sich
vom Adriatischen zum Schwarzen Meere hinzieht, von allen zum Donauge-
biete gehörigen Landschaften gesondert, um sich als eine Welt für sich süd-
wärts zu entwickeln. Der Hämus macht mit seinem unwegsamen Rücken
gegen die Donaulandschaften eine schwierige und allen Völkerverkehr ab-
sperrende Naturgrenze, während von Asien her der Zugang leicht und offen
ist. Ebenso läßt sich in der Entfaltung der ganzen südlichen Landmasse
zwischen dem Adratischen und Aegäischen Meere das Gesetz erkennen, daß
immer die östliche, die asiatische Landseite die bevorzugte ist, denn alle Land-
schasten dieser Seite sind für ein geordnetes Staatsleben besonders günstig
organisirt und haben durch hafenreiche Küsten einen besondern Beruf zum
Seeverkehre empfangen. Dagegen ist zunächst Albanien und Jllyrien
nichts als ein Gedränge nahe gereihter Felskämme und enger Thalschluchten,
die kaum für Wegebahnung Raum lassen; die Gestade sind wild und un-
wirthlich. Daher ist Jllyrien durch alle Zeit hindurch ein Barbarenland
geblieben.
Wie ist Alles anders, wenn man über den Skarduspaß nach der Ost-
feite, aus Jllyrien nach Macedonien, hinübersteigt! Hier bilden sich aus
zahlreichen Quellen am Fuße der Centralkette mächtige Flüsse, die in breite
Niederungen strömen, und um diese Niederungen legen sich in großen Ringen
die Gebirgsarme, welche die Ebenen umgürten und den Flüssen des Landes
nur schmalen Ausweg in das Meer gestatten. Das innere Macedonien
besteht aus einer Folge von drei solchen Ringebenen, deren Gewässer vereinigt
in die Ecke des tief eingeschnittenen Golfs von Thessalonich sich zusammen-
drängen. Nicht nur die großen Saatebenen des Binnenlandes hat Mace-
donien vor Jllyrien voraus, fondern auch ein zugängliches, gastliches Gestade.
Anstatt einförmig wilder Küstenlinien springt hier zwischen den Mündungen
des Axios und Strymon eine breite Bergmasse (Chalcidice) vor und streckt