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1. Bd. 1 - S. 187

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
52. Die Campagna von Rom. 187 Villen zerstörten den Ackerbau völlig: was sie nicht mit Gärten, Teichen, Wasserwerken und Wildgehegen bedeckten, ward, wie jetzt, von den uner- meßlich reichen Besitzern zur Viehzucht als Triften benutzt, da diese reicheren Gewinn abwarf. Dieser Zustand steigerte sich immer mehr, je tiefer das Reich allmählich sank. Die Einfälle der nordischen Eroberer tilgten auch die letzten Reste der früheren Bevölkerung vom Boden der Campagna oder trieben sie auf die Gebirge. Sie verewigten das in der Kaiserzeit ausge- bildete Unheil. Die großen Gütercomplexe blieben, sie wechselten nur die Besitzer. Wenige Barone theilten mit der Geistlichkeit das Erbe der römi- schen Aristokraten der Kaiserzeit. Ganze Stadtgebiete kamen so in die Hand eines Klosters oder eines Feudalherrn. Die wenigen Versuche zum Wieder- anban der Campagna, von einzelnen Päpsten unternommen, scheiterten an dem ewigen Kriegszustande der großen Barone unter sich oder selbst mit Rom, an den Verheerungen, welche deutsche und normannische Kriegszüge über Italien brachten. Die großen geistlichen und weltlichen Grundbesitzer verpachten noch heute ihre Besitzungen an wenige Generalpächter, die sogenannten Mercanti di Campagna. Diese bebauen durchschnittlich jetzt etwa den zwölften Theil des Bodens mit Korn, Mais, Bohnen, Hafer ic. Bestellung und Aernte besor- gen Arbeiter aus den heimischen Gebirgen und aus dem angrenzenden Neapel gegen hohen Lohn. Aufseher zu Pferde commandiren diese geworbenen Scharen, deren Lagerstätte die sieberschwangere Erde ist, wenn nicht die Nähe Roms einigen das Asyl der Treppen und Vorhallen der Kirchen oder den Schutz der Ruinen von Gräbern bietet. Dazu die Gluthitze der rö- mischen Julisonne am Tage und die feuchte Kälte der Nächte, welche große Riesenfeuer, im Kreise um die Lagernden angezündet, nur schlecht abwehren, die elende Kost, das schlechte Wasser und der erhitzende, oft verdorbene Wein. Daher ergreift denn das Fieber gegen Ende der Aerntezeit einen nach dem andern: dann füllen sich die römischen Spitäler. Manche werden in wenigen Tagen dahingerafft, die meisten schleppen sich elend und siech in ihre heimischen Berge zurück. Mehr noch als bei den Schnittern, ist das Gesagte der Fall bei den Dreschern und übrigen Arbeitern, die spät in den Sommer hinein, wo die Lust immer verpesteter wird, auf den Aeckern blei- den müssen. Also der Ackerbau ist in der römischen Campagna reine Nothsache, gegen welche sich die großen Gutsbesitzer und ihre Mercanti di Campagna daher auch mit Händen und Füßen sträuben. Sie bebauen den Boden nur, weil er ohne allen Anbau zuletzt auch als Weideland unbrauchbar wird. <^ie bebauen ihn mit Schaden, während ihnen die Benutzung als Weide- land zur Zucht von Ochsen, Büffeln, Schweinen, Schafen :c. bei verhält- nißmäßig geringen Auslagen großen Vortheil bringt.
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