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1. Bd. 1 - S. 221

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
60. Der Vesuv. 221 Das poetische Neapel, noch immer reich an Oden, Sonetten, Canzonen, an Lyrik aller Art, ist arm an großen dramatischen wie epischen Schöpsun- gen. In Neapel findet das komische Theater in der spielenden Laune des Volkes eine große Ermunterung. Bekanntlich spielt der Pulcinello auf dieser Bühne die Hauptrolle; er nimmt dieselbe Stelle ein, welche vor Lessing auf dem deutschen Theater der ehrliche Hanswurst behauptete. Fast nur um den Pulcinello zu hören, geht der Neapolitaner ins Theater — ganz natürlich, denn solche leicht bewegliche Charaktere hören sich selbst am liebsten. Daß der Pulcinello nichts.anderes sei, als was der neapolitanische Volks-Charak- ter selbst, — ist eine längst bekannte Bemerkung. Dieser leichtfertige, spie- lende Charakter, das sanguinische Temperament der heutigen Neapoli- taner sticht gegen den ernsteren praktischen Charakter, gegen das melancholisch- cholerische Temperament der Römer ab. 60. Der Vesuv. (Nach Fr. Scholler, Italienische Reise.) Der Vesuv erhebt sich aus dem Ostgestade des Busens von Neapel aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft: so Pracht- voll sein Anblick ist, so prächtig ist der Ausblick von seiner Höhe. Ein schlechter, holperiger, steiniger Weg führt durch die üppigsten Pflan- zungen von Wein und Feigen auswärts. Der Boden ist alles Auswurf des Vulkans. Nach und nach wird die Vegetation immer geringer und man kommt über ein weites Lavafeld. Hier wird der Pfad manchmal sehr eng, weil er sich durch die Lavablöcke windet. Die Massen sind zusammengedrängt und starren spitz und zackig in die Höhe, als wären die rochen Flammen in ihrer wüthenden Hitze erstarrt. Am Fuße des Gipfels werden die Saum- thiere zurückgelassen; der Kegel ist zu steil für sie. Eine Art von Pfad oder vielmehr eine Spur des Weges, den die vielen Besteiger des Berges genom- men haben, gibt den Schritten der Wanderer die Richtung. Anfangs geht es ziemlich gut; es sind noch große, festliegende Steine da, auf welche man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner, verbrannter Steins und durch die rothbraune Erdasche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritt aufwärts sinkt man wiederum einen halben Schritt zurück. Natürlich wird oft ange- halten und ausgeruht, damit die Kräfte neu sich sammeln. Hier und da ist der Boden sehr heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter Steinen heraus. Nach einer halben Stunde ist der Kegel erreicht und wir stehen glücklich oben am Rande des Kraters.
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