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1. Bd. 1 - S. 333

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
97. Der Rheinfall bei Schaffhausen. 333 Bei Schaffhausen hört man den Rheinfall schon toben und brausen. Er ereignet sich aber erst bei dem Züricher Schlößchen Lausten, *) das auf der linken Rheinseite auf einem hohen Felsen liegt. Dieser bildete wohl einst mit dem Steindamme, welchen hier der Rhein zu durchbrechen hatte, eine fortlaufende Bergwand, von der die Felsblöcke, die sich jetzt mitten im Strom dem Sturz entgegenstemmen, nur Ueberbleibsel sind. Die Tiefe der Fels- wand, welche der Rhein herabstürzt, beträgt auf dem linken Ufer 19 M., auf dem rechten Ufer 15 M. Aber eben da er den Anlauf zum Hinab- springen nimmt, stemmen sich ihm fünf (jetzt nur noch drei) Felsblöcke entgegen, welche aus der Wand emporragen. Einer derselben wird ganz überströmt, die übrigen nur bei dem höchsten Wasserstande. Der überströmte Felsen ist dem Schloß Laussen am nächsten, an dessen Fuß das Gerüste Fischenz, ein hölzerner, balconartiger Vorbau über dem Abgrunde, die vor- theilhaftefte Stellung gewährt, um den ganzen vollen Eindruck des erhabe- nen Schauspiels mit einem Male zu gewinnen. Schon oberhalb des Sturzes mußte sich der Strom in ein enges Fel- senbette zwängen lassen, aus dem zahllose Klippen empor starren. Darüber schäumend vor Unmuth, gelangt er mit starkem Gefälle in die Nähe der Felszacken, wo der Fall, obwohl erst allmählich, beginnt. Beim Anprallen gegen die Felsen zerstäubt ein Theil des Wassers und steigt als dichte Ne- belwolke in die Höhe, ein anderer bildet siedende, schäumende Gischt, ein dritter wälzt sich in großen Massen über den Felsen und gelangt hinab in den Kessel, wo das Sieden, Schäumen und Strudeln von Neuem anhebt. Denkt man sich dies in der größten Geschwindigkeit hinter einander und zu- gleich neben einander, da ein Theil des Wassers schon im Kessel zischt und brandet, wenn der andere erst wider die Felsen prallt und über sie hinaus spritzt: denkt man sich dies Schauspiel bei jedem der Felsblöcke mit der Ab- änderung wiederholt, daß nur der erste Felsen überströmt wird, und läßt man dann die Sonne sich entschleiern, um den mannichsaltigsten, herrlichsten Farbenwechsel hervorzubringen, indem sie die vom Wind gekräuselten Säume des Schaums vergoldet, den Wasserspiegel mit Glanz überstrahlt und im aufsteigenden, schnell bewegten Dunst den flüchtigen Regenbogen hervorzau- bert, dessen Oberes von der Luft hin und her getrieben, vom neu aufwal- lenden Nebel verwischt und doch gleich wieder neu erzeugt wird, während der *) Der Rheinfall wird im Munde des Volks jener Gegend nicht anders als der La äffen, und zwar der große Lauffen genannt, wenn man ihn von dem kleinen Lauffen, einem zweiten nicht so bedeutenden Falle des Rheins, der weiter unten, bei Lauf- fenburg, Statt hat, unterscheiden will. Ob der Name Lauffen deutsch oder celtifch sei, ist schwer zu sagen; mitdemdentschenzeitwort laufen hat er aber wohl nichts zu schaffen. Eher möchte man einen Zusammenhang mit Lawine vermuthen, da das althochdeutsche louuin, von welchem dieses Wort abgeleitet wird, einen Gießbach bedeutet.
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