1. Bd. 1
- S. 468
1874 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa.
der Erde liegenden Canal den Inhalt für 3 kolossale Wasserreservoirs, aus
welchen ein eisernes Rohrnetz das Wasser in die einzelnen Häuser und deren
verschiedene Stockwerke führt.
147. Böhmen.
(Nach G. B. Mendelssohn, Das germanische Europa, mit Zusätzen vom Herausgeber.)
Böhmen und Mähren sind das einzige Slavenland, welches, ohne
sich vollständig zu germanisiren, am Gemeinwesen der Deutschen Theil
genommen und in das deutsche Leben mächtig eingegriffen hat, nicht bloß
durch kriegerische Macht und durch die gewichtige Stimme seiner Herrscher
im Rath der Fürsten, auch, und vielleicht noch folgenreicher, durch seine
geistigen Bestrebungen, seine Lehranstalten, durch eigentümliche Erregung
und Richtung auf religiösem Gebiet. — Frühe Annahme des Christenthums
und der Druck der Magyaren haben diese Länder an Deutschland gewiesen,
deutsche Cultur und Bevölkerung hat sich durch ihre von einsichtigen Fürsten
anerkannte Ueberlegenheit Eingang verschafft, während Ausdehnung und
Zusammenhang des Gebiets so wie die Natur der Grenzen dem slavischen
Stamme Selbständigkeit und Uebergewicht im Innern erhielten.
Die gleichlaufenden Gebirgsketten, welche Böhmen im Nordosten und
Südwesten begrenzen, kehren nicht, wie die rheinischen, ihre Steilabfälle ein-
ander zu, sondern ihre ausgedehnteren, allmählichen Abdachungen. Mauer-
artig erheben sich Böhmerwald und Sudeten aus den Ebenen der Oberpfalz
und Schlesiens, während nach innen, nach Böhmen hinein, vorgelagerte
Ketten und ausgesandte Gebirgsarme sich entfalten und breite Plateauflächen
beide Gebirge verbinde^. Auf dem Rücken dieser Plateauflächen läuft die
wafferscheidende Grenze zwischen Böhmen und Mähren. Sie nehmen, gegen
die Donau herabsinkend, ganz Mähren ein, mit Ausnahme der Thalebenen
der March, und füllen den größten Theil von Böhmen. In der Mitte dieses
Landes jedoch durchfließt die Elbe eine große, aufgeschwemmte, zum Theil
sandige Ebene; im Nordwesten bilden hohe basaltische Kegel einen merk-
würdigen, dem nach Süden gekehrten Steilabfall des Erzgebirges gleich lau-
senden Zug. Zwischen beiden entfalten sich blühende, von Obsthainen und
Wallnußbäumen beschattete Thallandschaften, die durch ihre weltberühmten
Heilquellen zu einer europäischen Sommer-Residenz geworden sind.
Böhmen ist keineswegs nach allen Seiten hin gleich sehr durch Ge-
birgswälle geschützt. Nach Südost, gegen Mähren und Oesterreich, ist es
eigentlich offen; von der Lausitz trennen es nur niedrige, wenig zusammen-
hangende Bergzüge. Weit fester sind die südwestlichen und nordwestlichen