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1. Bd. 1 - S. 532

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
532 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. telt, sondern mit diesen auch die continentale. Deutschland ist nunmehr in Wahrheit die räumliche wie die historische Mitte zwischen der romanischen, der germanischen und der slavischen Völkerfamilie. Frankreich bildet zwar keine so vollkommen und glücklich gestaltete Halb- insel als Spanien, aber doch eine Halbinsel im eigentlichen Sinne des Wor- tes, indem wenigstens seine Hälfte vom Meere umspült ist. Wenn man aber die Hochgebirge mitrechnet, welche meistens nur Naturgrenzen werden, indem sie gewöhnlich auch Sprachscheidungen der Völker ausmachen, so ist Frank- reich eine sehr vollkommene Halbinsel. Denn vom Genfer See bis Nizza, welche Jnselung oder Scheidung von Italien gegen Osten durch die höchsten Alpen! und wieder von Perpignan bis Bayonne durch die Pyrenäen von Spanien im Süden! Nur der Norden bleibt zugänglicher und bildet keine so hohe Grenzscheide: dort der Jura, die Vogesen, die Ardennen mit mäßigen Erhebungen, an der Somme fortlaufend nur geringere Hebungen und Hügel, endlich in einem kurzen Strich dem Meere näher nur Ebenen und Sümpfe. Frankreich hat vor der griechischen und italischen Halbinsel die oceanische Seite, vor Spanien die Tiefländer voraus. Dieses große Land zerfällt, seiner natürlichen Beschaffenheit nach, in zwei Theile. Das Land nördlich der Loire und der Berge von Auvergne gehört schon dem Norden, schon sehr dem Klima von einem Theile Deutsch- lands und Englands an; das Land südlich der Loire bis an das Mittelmeer und die Pyrenäen spielt etwas zum Süden hin, und doch ist es noch nicht ganz Südland, wie der größte Theil Italiens und Spaniens. Frankreich macht also gleichsam einen Uebergang zwischen dem Norden und dem Süden Euro- pa's. Frankreich hat auch zwei verschiedene Seelen in sich, eine nördliche und eine südliche Seele, die das unruhige, wankelmüthige, wechselvolle, wun- derliche französische Leben und Wesen bilden, welches wie ein siedender Topf nach unserer deutschen Seite hin, wo der Rand am niedrigsten ist, immer überschäumen und uns mit seinem siedenden Brodem übersprühen und ver- sengen möchte. Dieses im Ganzen fruchtbare und schöne Land mit zwei großen Meeren, dem Atlantischen und dem Mittelländischen, und dem unruhigen, sturmvollen und kriegvollen Canal, den so viele Siege und Niederlagen der Römer, Sachsen, Flandrer, Holländer, Franzosen und Engländer seit anderthalb tausend Jahr blutig gefärbt haben, und mit vortrefflichen Häfen an seinen Küsten hat freilich nicht die vielgestaltige Mannichsaltigkeit Spaniens und Italiens, ja, nicht einmal die Mannichsaltigkeit Deutschlands. In Frank- reich halten sich Hochland, Terrassen- und Tiefland so ziemlich das Gleichge- wicht, ein Verhältnis welches sich in Deutschland noch vortheilhafter stellt. Die drei Stromgebiete der Seine, Loire und Garonne werden nicht allein durch den gemeinschaftlichen Quellenbezirk im Sevennenfystem vereinigt, sondern auch durch ein zusammenhängendes Tiefland von den Westpyrenäen
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