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1. Bd. 2 - S. 109

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
238. Drontheim. 238. Drontheim. (Nach Willibald Alexis, Herbstreise durch Scandinavien, mit Zusätzen vom Herausgeber.) Ungefähr in der Mitte der norwegischen Küstenentwickelung, in beinahe gleichen Abständen vom Nord-Cap und vom Cap Lindesnaes, also in einer zur Ausübung von Herrschast geeigneten Position, liegt die alte, durch die Poesie vielfach gefeierte Stadt Drontheim an der gleichnamigen Bucht des Nordmeeres, dem größten und breitesten Fjord weit nach Süden und Norden, an dessen Ufer sich mehr Striche anbaufähigen Landes befinden, als bei irgend einem andern der tief eindringenden Fjorde der norwegischen Westküste. Daß sie wirklich Seeluft athmet und hinausschaut auf einen weiten Golf, unterscheidet ihre schöne Lage von der reizenderen Christiania's. Dort sind die Ufer die Hauptsache, der silberne Fjord schlängelt sich nur dazwischen, um die grünen Vorgebirge, Landzungen und Inseln auffällig für das Auge zu trennen. Hier ist es der weite, blaue Meeresraum selbst, der Aug' und Sinn fesselt; und beim Anblick der tiefen und von allen Seiten wohlgeschützten Rhede glauben wir daran, daß hier einst die Flotten der alten Seekönige gerüstet lagen, um in alle Welt den Ruf der Normannen zu tragen. Hier spielten die meisten tragischen Ereignisse der alten norwegi- schen Königsgeschichte. Von hier zogen die Hakon Jarl, die Olaf, die Mag- nus aus, um sich des ganzen Reiches zu bemächtigen und die Theile des- selben im Norden und Süden zusammenhalten. Auch kehrten die meisten dorthin zurück und wurden in Drontheim begraben, welches endlich die regel- mäßige Krönungsstadt der norwegischen Könige ward und bis auf die Neuzeit geblieben ist. Drontheim spielte demnach im Norden und an der Westküste eine ähnliche Rolle, wie Opslo oder Christiania im Süden. Bei streitigen Königswahlen und daraus entstehenden Bürgerkriegen haben sich oft Dront- heim- und Christiania-Fjord mit dem sie umgebenden Ländergebiete getrennt, und gewöhnlich erfolgte dabei eine Schlacht bei Drontheim im Norden oder bei Opslo (Christiania) im Süden, oder auch in der Mitte am Miösen-See. Und' wie Kriegsheere, so zogen auch Kaufleute mit ihren Waaren über das Dovre-Gebirge von Drontheim nach Christiania und umgekehrt; eben so ans dem Süden die Pilger zu den berühmten Tempeln und wunderthätigen Gräbern des h. Olaf und anderer Heiligen. Der gothifche Dom des h. Olaf, jenes Königs und Märtyrers, von dessen Andenken fast jeder Ort in Norwegen spricht, liegt auf einer sanften Erhöhung, umgeben von den Grabeshügeln der Drontheimer. Zweimal .brannte der alte Dom nieder und zweimal erhob er sich wieder aus der Asche. Die letzten Restauratoren verstanden es aber nicht oder hatten nicht die Mit-
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