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1. Bd. 2 - S. 254

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
254 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. em arbeitsscheues Beamtenheer und ein veraltetes drückendes Steuersystem. Außerdem wird das Volk, ohne Rücksicht darauf, ob es Sclavendienst leisten muß, auch uoch zu Frohndienst gezwungen, zum Bau der zahlreichen Kanäle, der Paläste der Könige und Großwürdenträger, der Pagoden und Klöster. Endlich hindern noch immer hohe Aussuhrzölle wesentlich die Entwickelung dieses weit mehr auf den Export als den Import angewiesenen Landes. Die Bevölkerung Siam's wird auf 6 Millionen Menschen geschätzt; davon sind 2 Millionen eigentliche Siamesen, je 1 Million Chinesen, Malaien, Laoten (Eingeborene der Laosländer), 7s Million Kambodjianer. Die Sia- mesen bilden ein besonderes, durch physische Beschaffenheit, Sprache und Eultur für sich bestehendes Glied der mongolischen Race. Die Gesichtssorm des Siamesen ist am meisten charakterisirt durch die breiten, weit vorstehenden Backenknochen, wodurch das schöne Oval der abendländischen Völker ver- schwindet und die Rhombusgestalt der ostasiatischen Physiognomie hervortritt. Besonders eigenthümlich ist ihm die weite Verbreitung der behaarten Haut in das sonst glatte menschliche Gesicht, so daß es die Schläfen ganz bedeckt und über die Augenbrauen herabhängt. Die Zähne werden schon in früher Jugend glänzend schwarz gebeizt, die Lippen roth gebeizt durch beständiges Kauen von Betel und Kalk- Ihre Hautfarbe ist hellbraun, ihre Physiog- nomie im Ganzen düster und ohne Anmuth wie ihre träge, schwerfällige Haltung. Sie gehen meist halb nackt, auch die höheren Stände trafen weniger Kleidung, als irgend ein anderes civilisirtes Volk im Osten,- ein - Stück Seide oder Baumwolle von schwarzer oder doch dunkler Farbe (weiß ist ihre Trauerfarbe oder die der Tempeldiener) lassen sie bis aus die Kniee herabhangen. Ein ganz kahl geschorener Kopf ist der Hauptschmuck; denn Putz kennen sie wenig, doch muß auf der Krone ein großer Haarbüschel struppig stehen bleiben. Das Kauen von Areka (eine Nußart) und Betel ist allgemein, Tabak wird gekaut und geraucht; nicht leicht sieht man den Siamesen ohne Eigarre im Munde oder hinter dem Ohre. Im Charakter der Siamesen finden die Europäer mehr Schatten als Licht. Die sclavische Unterwürfigkeit unter ihre Obern und die eingeführten servilen Gebräuche entfremden sie von jedem aufrichtigen, männlichen Be- tragen, jedem Heroismus, der die kriegerischen Stämme ganz West-Asiens auszeichnet. In der ersten Audienz bei dem Minister zu Bangkok fiel den Briten die knechtische Unterwürfigkeit seiner Leute auf, die in seiner Gegen- wart nur zu Boden vor ihm lagen und ihre Antworten, kaum den Kopf emporhebend, leife wisperten; nur auf den Knieen rutschend durften sie vor dem Minister die Stühle und Tische herbeibringen, und doch war es nur ein . Minister vom fünften Range. Selbst in der Familie kriecht der Sohn vor- dem Vater, die zweite Frau vor der ersten, so daß ein Familienleben nach unsern Begriffen nicht denkbar ist. Bei ihrer sclaviscken Unterwürfigkeit und dem allgemeinen Verbot, Waffen zu trage», können sie keine Helden sein;
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