1. Bd. 2
- S. 265
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
295. Java und Sumatra.
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Die geistigen Anlagen der malaiischen Race sind nicht unbedeutend. Wenn
man bedenkt, daß der Malaie, auf kleine Inseln verschlagen, ohne andere
Thiere als das Schwein, das Huhn und den Hund, es zu einer nicht unbe-
deutenden Cultur gebracht hat und auch gegenwärtig für die Cultur des
Abendlandes sich äußerst empfänglich zeigt, so kann man nicht umhin, auf
eine gewisse geistige Energie zu schließen, wie sie nur wenigen Racen eigen-
thümlich ist.
Von den ursprünglichen religiösen Vorstellungen der Malaien haben sich
nur bei einzelnen Stämmen Spuren erhalten; dahin scheint der Glaube zu
gehören, daß die Geister der Abgeschiedenen häufig in Thiere, besonders
Tiger, übergehen, welche daher für heilig gelten. Doch wurden diese Vor-
stellungen frühzeitig vom Brahmaismus und Buddhismus überwuchert, was
aus der großen Anzahl von indischen Götternamen hervorgeht: seit dem 13.
Jahrhundert hat der Islam an den meisten Orten beinahe alle Spuren des
alten Glaubens vernichtet. Daher laufen im gewöhnlichen Leben und in der
Dichtung alle diese drei Elemente unverstanden durch einander, und nament-
lich das Capitel über Zaubereien weist die ergötzlichsten Mischungen der dis-
paratesten Vorstellungskreise auf.
295. Äava und Sumatra.
(Nach Franz Junghuhn, Java, seine Gestalt, Pflanzenkunde und innere Bauart,
ins Deutsche übertragen von I. K. Haßkarl, und nach Andern bearbeitet vom
Herausgeber.)
Während ein continentales Land, mag man seine Begrenzung nach
Flüssen oder Gebirgen, nach Sprachen oder politischen Verträgen annehmen,
immer nur der Theil eines Ganzen bleibt, bildet die Insel etwas in sich
Abgeschlossenes, das in seinen natürlichen Verhältnissen, in seiner Bodenge-
stalt, seinen Pflanzen und Thieren wie in dem Typus der Bewohner und
in der Culturentwicklung selbständig erscheint. Dies gilt insbesondere von
den großen Culturinseln der Erde, deren es nur wenige gibt. Unter diesen
steht obenan Großbritannien als die einzige Insel, die sich zur Weltmacht
entwickelt hat. Ausgedehnter und volkreicher, aber im Vergleich zu Groß-
britannien ohnmächtig und bedeutungslos, ist Japan, und als drittes Glied
in der Reihe erscheint Java mit seinen 16 Millionen Bewohnern, seiner
imposanten Kette thätiger Vulkane und seiner blühenden Bodencultur. Hinter
diesen dreien stehen alle andern größeren Inseln weit zurück, selbst das wunder-
bar fortschreitende Neu-Seeland wird noch viele Jahrzehnte brauchen, ehe
seine Bevölkerung dicht genug ist, um auch nur mit Java, dem Hauptsitze
der holländischen Macht im Osten, wetteifern zu können.