1. Bd. 2
- S. 301
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
310. Bombay.
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hinaus. Auch kommt es bei mäßig windigem Wetter vor, daß die Passa-
giere der Dampfschiffe, Herren wie Damen, den Eingebornen auf den Schultern
sitzend, eine gute Strecke weit hinausgetragen werden, ehe sie die Boote er-
reichen können. Während des Nordost-Monsuns, vom October bis December,
wo selbst Orkane und Drehstürme nicht selten sind, ist die Küste völlig un-
nahbar. Daß Madras sich trotzdem zu einer Stadt von so großer commer-
cieller Bedeutung emporgeschwungen hat, ist nur dadurch erklärlich, daß sich
an der ganzen Koromandelküste keine Stelle findet, die der Schisssahrt nicht
gleich große Hindernisse bieten würde.
Gefährlicher als die Wellen sind an dieser Küste die zahlreichen Hai-
fische. Diese harren an Orten, wo sie Beute erwarten, in einer ganz ruhigen
Stellung, den Körper tief nach abwärts gerichtet, nur mit einem kleinen
Theile des Kopfes und den oberen Flossen aus dem Wasser emporragend.
Aus dieser Lage vermögen sie dann mit überraschender Eile und aus ziem-
licher Entfernung hervorzuschnellen.
31v. Bombay.
c.vacfj Hermann von Schlagintweit-Sakünlnnski, Reisen in Indien mii>
Hoch-Asien, bearbeitet bom Heransgeber.)
Bombay, der Gouvernementssitz der gleichnamigen Präsidentschaft,
ist bereits seit Jahrhunderten der wichtigste Handelsplatz auf der westlichen,
Europa zugewendeten Seite Indiens. Die Eisenbahnverbindungen, die auch
in Indien allmähliche Ausbreitung gefunden, werden den Verkehr in diesem
unvergleichlich schönen Hafen noch bedeutend erhöhen. Die Stadt liegt an
dem südlichen Ufer der Insel gleichen Namens. Der Hafen, der zwischen der
Insel und dem Festlande liegt, hat, mit Ausnahme der seichteren Stellen
am obern Rande, über 50 englische iü-Meilen, die den größten Handels-
schissen zugänglich sind; auch noch ein paar Nachbarinseln tragen wesentlich
dazu bei, den Hafen gegen die Seite des freien Meeres zu schützen; diese
sind durch natürliche schmale Dämme verbunden, die, wie ein Wehr, bei nie-
derem Wasser trocken liegen und zu passiren sind. Im Hintergrunde erheben
sich die Ghat-Ketten, die in steilen, etwas unregelmäßig gestalteten Profilen
einen schönen Schluß nach der Seite des Festlandes bilden.
Nach einer Volkszählung am 1. Februar 1864 hat sich eine Zahl von
816,562 Einwohnern der Insel ergeben; mehr als die Hälfte davon sind
Anhänger des Hindu-Eultus. Als die beiden größten städtischen Häuser-
gruppen treten zuerst das Fort und die Black-Town, die Stadt der Schwar-
zen (der Eingebornen), hervor. Der Anblick des Forts, dessen Felsenboden
sich wenig über das Niveau des Meeres erhebt, bietet doch von jeder Seite