1. Bd. 2
- S. 444
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
444 Iii. Länder- und Völkerkunde. C, Afrika.
griechischer Abkunft. Zu den Mamlnken gehören in Tunis gegenwärtig die
Minister, die meisten Generale, wie überhaupt fast alle Großen; sie sind die
Reichsten, die Räuber des öffentlichen Gutes, und ihrer griechischen Geldgier
wird das Schicksal dieses armen Landes Preis gegeben.
358. Algier.
(Nach 3®. Wattenbach) Algier, und L. Buvry, Algerien und seine Zukunft.)
Die ganze, sehr ausgedehnte Provinz Algerien zerfällt in drei Haupt-
abtheilungen von fehr verschiedener Beschaffenheit. An das Meer gränzt
zunächst ein Küstenstrich mit geringen Erhebungen, nur wenige Meilen breit
und unterbrochen durch Gebirge, welche bis ans Meer vorspringen. Dieses
Küstenland ist sehr fruchtbar. Zwar kommt es wohl einmal vor, daß Heu-
schrecken Alles kahl fressen, daß lange Dürre oder ein glühender Sirocco die
Ernte verdirbt; auch Erdbeben fehlen nicht. Aber solche Plagen sind doch
nur selten, und gewöhnlich lohnt eine reiche Ernte. Im Winter, wenn bei
uns die Natur erstarrt, gedeihen dort die Gemüse am besten. Neun Monate
im Jahre hat man dort die schönsten und zartesten grünen Erbsen, Arti-
schocken und andere Gemüse. Was die Natur bei guter Pflege leisten kann,
das zeigen die Gärten von Mustapha und St. Eugene mit ihrer Blüten-
Pracht, das zeigen die altberühmten Orangenhaine von Blidah, das zeigt
vor Allem der Jardin d'essai, der Versuchsgarten, eine vortreffliche Einrich-
tung, der mau in Frankreich vielfach begegnet, bestimmt, um mit fremden
Pflanzen Versuche anzustellen und sie, wenn sie Erfolg versprechen, heimisch
zu machen. Neben der prachtvollen Allee von Platanen, durch deren dunkles
Laubgewölbe hindurch das blaue Meer uns entgegen leuchtet, zieht sich eine
andere von Dattelpalmen, deren Früchte jedoch hier noch nicht zur Reife
kommen. Ausgezeichnet gedeiht in hohem und dichtem Gebüsch das Bambus-
rohr. Bananen oder Pisang werden in großer Mannichsaltigkeit cultivirt.
Die Eactusseige, hier Figuier de Barbarie genannt, umgibt in dichten
Gruppen grotesk geformter Stämme die Wohnungen der Eingeborenen und
liefert ihnen mehrere Monate hindurch ein Nahrungsmittel, welches hier noch
das Brod der Wüste, die Dattel, vertreten muß. Aber diese vorgeschrittene
Eultur beschränkt sich leider noch auf die nächste Umgebung der Hauptstädte,
während ein großer Theil des anbaufähigen Küstenlandes noch völlig wüst
liegt. An vielen Orten steht der Ausbreitung des Ackerbaues die Natur der
Flüsse hinderlich im Wege, welche, alle unbedeutend und nicht schiffbar, bei ihrer
Mündung Barren aufwerfen; stagnirend verbreiten sie sich, nach den
Frühlingsregen und wenn auf dem Atlas der Schnee schmilzt, über das
umliegende Land und erzeugen verderbliche Sümpfe, deren Beseitigung sehr