1. Bd. 2
- S. 467
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
366. Die Hottentotten und die Buschmänner. 467
eine Menschenrace, die in zwei Abtheilungen zerfällt, in die Hottentotten
und in die Buschmänner. Der eine Name bedeutet Stotterer und wurde
ersteren wegen ihrer Schnalzlaute zum Spott von den Holländern gegeben.
Der Ursprung des Namens Buschmänner (wegen ihrer Wohnungen aus zu-
sammengeflochtenen Aesten?) ist noch völlig dunkel. Gemeinsam ist beiden
Abtheilungen der büschelförmige Haarwuchs, der aber auch bei den andern
Süd-Afrikanern, wenn auch minder scharf ausgeprägt, auftritt. Von diesen
trennt sie zunächst die ledergelbe oder lederbraune Farbe der Haut, welche
letztere durch frühe und starke Runzelung auffällt.
Buschmänner und Hottentotten bilden eine gemeinsame Race, sie sind
Geschwister einer Mutter. Sprachlich allerdings haben sie nur die Schnalz-
laute gemein, die durch ein Anlegen der Zunge an die Zähne oder an ver-
schiedene Stellen des Gaumens ur.d durch ein rasches Zurückschnellen her-
vorgebracht werden. Außer den Schnalzlauten besteht zwischen den Sprachen
beider keine Aehnlichkeit> abgesehen von wenigen Worten, die beiderseitig
ausgetauscht worden sind. Die Mundarten der Buschmänner weichen wie bei
allen Jägervölkern stark auseinander, doch bleibt eine gewisse Verwandtschaft
noch immer kenntlich.
Die Hottentotten waren Rinderhirten zur Zeit, als sie die Portugiesen
zuerst zu Gesicht bekamen, trieben aber keinen Ackerbau, sondern begnügten
sich mit den wildwachsenden Früchten und Wurzeln. Als Obdach diente ihnen
ein niedriges, halbkugelförmiges Gestell aus Stäben, die in die Erde gesenkt,
gebogen, zusammengebunden und mit Binsenmatten gedeckt wurden. Lederne
Schürzen und Mäntel bildeten die Bekleidung, auch gehörten die Hottentotten
zu den Sandalenträgern und es bedeckten sich beide Geschlechter den Kopf mit
einer Fellmütze. Speere, Wurfstöcke und Fechterstäbe zum Pariren waren
ihre Waffen, und da sie jagten, führten sie auch Bogen und Pfeile, welche
letztere vergiftet wurden. Wie alle Afrikaner verstanden sie Eisenerze auszu-
schmelzen und das Metall zu verarbeiten. Eben so war das Abrichten der
Reitochsen von Alters her bei ihnen gebräuchlich. Aus Honig bereiteten sie
ein berauschendes Getränk, wie denn ihr starker Hang zu solchen Genuß-
Mitteln das Branntweintrinken später bis zu einem nationalen Laster hat
ausarten lassen. Dazu gesellte sich schon seit langer Zeit das schädliche Rau-
chen von Hanf, welches sie mit den Bantu-Negern gemein haben. Durch ihre
Unreinlichkeit haben sie sich wohl am meisten die Geringschätzung der Euro-
päer zugezogen. Sie beschmieren sich stets dick mit Fett, welches eine schwarze
glänzende Kruste bildet, so daß die gelbbraune Haut kaum durchschimmert.
Sie behaupten, daß dieses Einschmieren gegen die Sonnenstrahlen schütze und
Hautkrankheiten verhindere. Die Schmiere bildet ein Hauptunterscheidungs-
zeichen der Elassen: der Reiche bedient sich frischer Butter, der Arme des
Schaffettes. Rachsucht, geringe Ehrfurcht vor den Eltern und das Aussetzen
der Altersschwachen in Einöden sind ebenfalls Flecken im Charakter der
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