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1. Bd. 2 - S. 472

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
472 Iii. Länder- und Völkerkunde. C. Afrika. bei Tag und bei Nacht sinnt er auf Mittel, seinen Viehstand zu vermehren. Ihm opfert er alle andern Lebensbedürfnisse und kaum wird er, in den Besitz von Geld gelangt, sich herbeilassen, irgend ein Kleidungsstück oder Geräth anzuschaffen, wenn er es noch so nothwendig brauchen sollte. Aller Erwerb wird zusammengescharrt und in Kühe umgesetzt. Im Um gange ist der Kasser leutselig, gesprächig und voll von Schmei- cheleien. Dabei aber versteht er es, ein gewisses Selbstbewußtsein zu behaupten und ist, wenn dieses verletzt worden, auch alsogleich zum Streite bereit, welcher gewöhnlich in grobe Tätlichkeiten ausartet, so daß beide Theile schließlich mit blutigen Köpfen heimziehen. Aber die ganze Angelegenheit hat damit auch ihr Ende erreicht; nie wird dem Feinde der unliebsame Handel nach- getragen oder derselbe auch nur durch eine finstere Miene mehr daran er- innert. Die Gastfreundschaft des Kaffern gegen seine Stammesgenossen ist eine Folge der Beschaffenheit des Landes. Sie wird in der umfassendsten Weise geübt, und Niemand, der auf eine Reise sich begibt, nimmt irgend welchen Proviant mit sich, da er gewiß ist, in jedem Hause freie Unterkunft Zu finden. Der Kaffer ist ein unerschrockener und bis zur Todesverachtung tapferer Krieger. Seine Tapferkeit artet selten in Barbarei aus, wie beim Malaien und Amerikaner; er weiß im tapfern Feinde auch den Menschen zu achten. Der Feiud wird nie überfallen und mit Hinterlist bekriegt, sondern der Krieg wird stets vorher angekündigt. Dieser gilt auch nicht so sehr dem Leben des Feindes als seinen Besitztümern, daher wird der wehrlos gefangene Feind nach geschlossenem Frieden wieder freigelassen. Was den religiösen Glauben der Kaffern betrifft, so ist es sehr zweifelhaft, ob ihnen die Idee eines ewigen, allmächtigen Wesens überhaupt bekannt ist, in der Sprache wenigstens läßt sich keine Spur eines solchen entdecken. Dagegen werden, wie bei andern Naturvölkern, die Seelen der Abgeschiedenen verehrt und ihnen eine große Macht über die Angelegenheiten ihrer lebenden Stammgenossen zugeschrieben. Es werden daher oft ihnen zu Ehren Thiere geschlachtet und davon die Galle als besonders wirksam ange- sehen. Man bespritzt mit ihr die Anwesenden und läßt sie von derselben etwas trinken. Gegen die Anfechtungen der bösen Geister bedient man sich verschiedener Amulette, welche aus Wurzeln, Holz- und Beinstückchen, so wie Hörnern, Klauen, Haaren und andern Dingen bestehen. Man begegnet oft Individuen, welche mit dergleichen Amuletten förmlich behängt sind. Der Glaube an ihre Kraft und Wirksamkeit ist so tief eingewurzelt, daß der Käffer, wenn er auch zum christlichen Missionar Vertrauen gefaßt hat und rationelle Mittel gegen Krankheiten von ihm annimmt, sich dennoch nicht enthalten kann, nebenbei sein Amulet zu tragen. Neben den Zauberpriestern kommen im Norden, namentlich im Innern des (Kontinents, wo der Regen sparsam fällt, die Regenmacher zahlreich vor und stehen beim Volk im größten Ansehen. In
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