1. Bd. 2
- S. 513
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
384. New-Iork.
513
wiegend in den Händen der Yankees; erst seit Kurzem fangen Eingewanderte,
besonders Deutsche, an, ihnen dabei zu Helsen. Dagegen sind Deutsche sehr
häufig Arbeits-Directoren und die besten Arbeiter in den industriellen An-
stalten. Im Allgemeinen unterscheidet sich der anglo-amerikanische Hand-
werker und Industrielle dadurch vom deutschen, daß er weit mehr verschiedene
und äußerst zweckmäßige Werkzeuge und Maschinen erdenkt und anwendet,
während dieser weit gründlicher und allseitiger in der Geschicklichkeit seiner
Hände ist. Jener braucht weit mehr Mittel zum Zwecke, ein weit größeres
Anlagecapital und ist nicht allzu sparsam mit Benutzung der Abfälle; dieser
braucht weit mehr Zeit zum Fertigwerden, erzeugt Solideres, aber weniger
Praktisches und ist oft sparsam am unrechten Orte. Wo beide Nationalitäten
zusammenarbeiten, und vollends, wenn auch Franzosen zur Lieferung eines
geschmackvollen Aeußern an der Waare herbeigezogen werden, entsteht wahr-
Haft Vollendetes und Unübertreffliches.
Der Deutsche ist durch sein Phlegma oder, wenn män lieber will,
durch seine Gemütlichkeit vorzugsweise befähigt, dem abspannenden, früh
reifenden und früh alternden Klima des Landes am längsten Widerstand
zu leisten und Cultur-Einflüsse zu schaffen, welche den schädlichen Natur-
Einflüssen die Wage halten. Die deutsche Nationalität ist, wie ihr Heimat-
licher Boden vier gleich lange Jahreszeiten und einm wirklichen Frühling
und Herbst hat, so auch die einzige in der Welt, welche ewig jugendlich
bleibt und deren Angehörige im Kindesalter wirklich Kind, im Jünglingsalter-
wirklich Jüngling und Jungfrau, im Mannesalter wirklich Mann und Weib
und im Greisenalter noch immer elastisch, frisch und jung an Geist zu sein
vermögen. Selbst in seiner Ausartung unterscheidet sich der Deutsche noch
stark zu seinem Vortheile von dem Anglo-Amerikaner. Er mag gemein,
roh und kriechend werden; aber er wird kaum je so boshaft, niederträchtig
und schuftig, wie der ausgeartete Yankee und Anglo-Amerikaner. Mit einem
Worte: der Deutsche ist bestimmt, die Erbschaft der übrigen Amerikaner zu
einer neuen Nationalität zu verschmelzen, welcher er seine Culturgesetze gibr,
und selbst seine Sprache und Literatur hier aufrecht zu erhalten. Bereits ist
der deutsche Einfluß im Nordwesten in einer breitern Ausdehnung, im
Osten in einem höhern Grade eine unwiderrufliche Thatsache geworden.
384. Ucw-York.
(Nach Wilhelm Grisson, Beiträge zur Charakteristik der Vereinigten Staaten von
Nordamerika, Hammann-Hofsmann, Californien, Nevada und Mexico, und
Alexander Freiherr von Hübner, Ein Spazirgang um die Welt/
bearbeitet vom Herausgeber.)
Man mag sich Nordamerika nähern, auf welchem Punkte man wolle,
Pütz, Vergl. Erd- und Völkerkunde. Ii. 2. Auflage. Zz