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1. Bd. 1 - S. 78

1889 - Langensalza : Greßler
78 Der Sinn der Kopenhagener ist mehr als sonst bei nordischen Städtebewohnern auf Vergnügen gerichtet, besonders liebt man Land- partieen. Ein Hauptvergnügen ist die Sommerluft im Tiergarten, ein Wald von fast 4 Meilen im Umfange, der 1^/2 Meile von der Stadt beginnt. Dicht am Meere hin läuft der Weg in schönen Baumalleeen zwischen Land- und Lusthäusern. Mitten im Walde sind auf einem Hügel Buden aller Art erbaut; hier ist der Mittelpunkt des Volks- lebens im Juni und Juli; denn hierher drängen sich Sonntags und Mittwochs die Kopenhagener, die Bewohner der kleinen Städte und die Bauern aus Seeland. Der Lärm in dem Volksgewühl entsteht aber mehr durch die Verkäufer, Händler und Fuhrleute, als durch die Zuschauer. Ju Wien schreit das Volk, singt vor Lust und jauchzt in seiner Kindlichkeit. Die ernsthaften Dänen thuu das nicht, sie überlassen das den Bänkelsängern und Taschenspielern, Sie wollen genießen und schauen; sie reiten auf dem Karussell, steigen in die hohen Schwenke- schaukeln, sehen Taschenspielern zu u. s. w. Oft sind an 20000 Menschen hier zusammen. Die Bauern und Bäuerinnen auf Seeland machen einen guten Ein- druck auf den Fremden. Das ist ein starkes, schönes Geschlecht, dem man die deutsche Abkunft deutlich anmerkt. Die dunkelblonden Haare und blauen Augeu, die hohen Körper, die langen, frischen Gesichter be- zeugen das unverkennbar. Die Männer in roten oder blauen kurzen Röcken, oft mit Silberknöpfen besetzt; die Weiber und Mädchen in Hauben mit langen weißen Spitzen und goldgesticktem Kopf hinten, mit weißem gestickten Halskragen, dunkeln Kleidern und weißen Schürzchen — sie sehen allesamt stattlich aus. Rohes und gemeines Wesen, wie man es oft unter deutschen Bauern antrifft, zeigt sich nirgends. Man muß es überhaupt dem dänischen Charakter nachsagen, daß er ein gut- mütiger ist. Die Leute sind höflich, mit einer gewissen Freimütigkeit zuthunlich, dem Fremden besonders gern behilflich, und sie hören es gern, wenn man ihr Vaterland rühmt. Stolz sind sie aus ihre Geschichte und auf die Thateu ihrer Seehelden, besonders auch auf ihre Flotte und auf das sturmerprobte Seevolk an den Jnselküsten. Aus letztere dürfen sie es auch sein, denn der dänische Matrose ist vorzüglich, ge- wandt und kühn, raschen Sinnes und, wo es zum Streit kommt, be- geistert für sein Vaterland. In Kopenhagen ist viel Bildung vorhanden; ein gutes Zeugnis aber für den Anteil des Volkes und dessen Sinn ist es, daß Männer wie Thorwaldsen und Oehlenschläger von allen ihren Landsleuten, in der Hütte wie im Palast, gekannt und geehrt sind. Wie jede Residenz, hat auch Kopenhagen seine Kunstschätze. Die schönste Sammlung bietet hier die Sammlung Thorwaldsens, jenes großen Bildhauers aus Island (geb. 1770, gest. 1844). Es verdankt diesem seltenen Meister seinen Ursprung, der dazu einen Teil von seinem Vermögen hergab. Sodann enthält noch das Museum für nordische
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