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1. Bd. 1 - S. 210

1889 - Langensalza : Greßler
210 Deutschland hat durch deu siegreichen Feldzug von 1870—71 nur den kleinsten Teil des Verlorenen wiedergewonnen (von Lothringen nur etwa V5, vom Elsaß hingegen ist nur die wichtige Festung Bel- fort den Franzosen geblieben). Die Hauptstadt des Reichslandes ist Straßburg, ^2 Stunde vom Rhein an der Jll, mit 130 000 Einw. Mit dem Rhein ist es durch einen Kanal verbunden. Durch Erbauung ausgerückter Forts wird die Stadt derartig befestigt, daß sie eine der stärksten Festungen der Welt wird. Die alte Straßburger Hochschule ist zur deutscheu Reichsuniversität erhoben worden. Die größte Merkwürdigkeit von Straßburg ist der weltberühmte Münster, nächst dem Dom zu Köln das herrlichste Werk deutscher Baukunst. Er ist 112 Meter lang und 41 Meter breit, während die Höhe des Turmes 132 Meter beträgt, so daß der Dom der Peters- kirche in Rom um 2—2vs Meter niedriger ist. Den Grund zu diesem aus feinkörnigem roten Sandstein bestehenden prächtigen Gebäude legte der Bischof Wernher im Jahre 1015; vollendet wurde der Bau im Jahre 1272. Bischof Konrad von Lichtenberg legte deu Grundstein zum Turme. Nach einem Plan von Erwin von Stein- bach wurde der Bau desselben ausgeführt. Er selbst leitete den Bau bis zum Jahre 1318. Erst im Jahre 1437 wurde das Wunderbau- werk vollendet. Der schönste Teil des Münsters ist die unbeschreiblich schöne Vorder- leite; drei perspektivisch angelegte Thore, mit reichem Steinschmuck ver- ziert, führen in das Innere; über dem mittleren Thore ist die bei gotischen Bauten gewöhnliche Fensterrose mit buntem Glase ausgelegt. Die Hauptzierde jedoch ist und bleibt der nördliche Turm, der gan^ aus durchbrochener Arbeit besteht, so daß das Licht von oben bis unten durchscheint, er besteht also nicht wie andere Türme aus Mauern, sondern ist wie aus Spitzengrund zusammengesetzt. — Schön und schlank ragen die gewaltigen Säulen empor, welche das Innere in drei Schiffe teilen; auch der Hanptaltar im erhöhten Presbyterium, unter dem sich das heilige Grab befindet, macht einen guten Eindruck. Das merkwürdigste Kunstwerk im Innern ist die berühmte Uhr. welche Isaak Habrecht aus Schaffhausen nach den Zeichnungen des gelehrten Dasypodius von 1270—1274 verfertigte, und die, nachdem sie lange Zeit stillgestanden, von dem geschickten Mechaniker Schwilgen wieder hergestellt wurde. Diese Uhr ist zusammen- gesetzter als alle audern Werke ihrer Art und steht rechts am Hoch- altar; eine Menge Figuren bewegen sich und schlagen sowohl die Viertel als die ganzen Stunden auf kleinen Glocken an, zugleich wird der verschiedene Stand der Planeten, der Sonne und des Mondes, die Jahreszeiten und eine Menge anderer astronomischer Verhältnisse veranschaulicht. Der Uhr gegenüber steht die herrliche Statue des Bischof Wernher.
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