1. Bd. 1
- S. 222
1889 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Nach kurzem Garige auf wohlgepflegtem Waldpfade erregt eine
Tafel des „Wiesbadener Verschönerungsvereins" unsere Aufmerksam-
keit: „Nach der Trauerbuche und der Habelsquelle." Rasch suchen
wir diese herrliche Waldstelle auf, und hier unter dem uralten Baum,
mit feiner hoch über alle anderen ragenden Krone, der seine knorrigen
Äste schützend über die Umgebung ringsum breitet, ladet uns eine
Ruhebank zur Rast. — Nachdem wir uns gestärkt haben, gelangen
wir rasch durch Wald und Weinberge zum romantischen, von rauschen-
dem Waldbache durchflossenen Nerothale und aus diesem durch eine
vornehme Villenstraße in die Nähe des Kochbrunnens. Das Kur-
Orchester intoniert soeben den Schlußchoral der Morgenmusik; ein
bunter, lebhaft bewegter Schwärm der Trinkgäste durchmißt die Kur-
anlagen. Wir schreiten dem Konzertplatze hinter dem Kurhause zu,
verweilen hier einen Augenblick, um das reizende, den schwanenbelebten
Teich umgebende Bild mit seinen blühenden Catalpen, dunkeln Koni-
feren, hell- und dunkelgrünen Laubholzgruppen, mächtigen weißfchim-
mernden Silberpappeln zu genießen, treten dann in den großen Saal
des Kurhauses, und gelangen durch Konversations- und Spielzimmer
unter den Ersten in die Lesesalons.
44. Wanderungen um Baden.*
Das erste Bad der Welt ist unstreitig Baden-Baden, ein reizen-
der Fleck Erde wie selten einer. Zum Ausruhen in ländlicher Stille
wie geschaffen, verbindet Baden durch seine großartigen Anstalten mit
der Ruhe des Landlebens die Genüsse der Stadt; ja, Baden ist nicht
mehr eine Stadt, es ist eine Hauptstadt, die zehn Hauptstädte in sich
vereinigt. Man findet dort London, man sieht Paris, man begegnet
Sankt Petersburg u. s. w. Dieselben Personen, die noch vor wenigen
Monaten durch Tausende von Meilen geschieden waren, begrüßen sich
vor dem Konversationshause, als ob sie alte Bekannte wären. Der
Spanier verkehrt dort mit dem Engländer, der Italiener mit den:
Deutschen, der Franzose mit dem Russen; fast alle Sprachen des
Morgenlandes hört man hier unter den Orangenbäumen des Kurhauses
in dem milden Klinia Badens.
Aber wir wollen heute die schöne Natur, die reizenden Umgebungen
Badens genießen, und laden den freundlichen Leser ein, uns zu be-
gleiten. Nach wenigen Schritten sind wir an dem neuen Schlosse, das
über der Stadt auf einem Hügel thront und zur Sommerzeit als
Residenz des Großherzogs von Baden eingerichtet ist. In weniger
als einer Stunde geht man auf grünen Fußpfaden durch einen Eichen-
und Tannenwald von hier nach den Ruinen des alten Schlosses, das
die Höhe des Batter krönt. Der Wanderer geht immer im Schatten,
während an jedem hervorragenden Felsstücke, an dem sich eine neue
* Illustrierte Welt.