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1. Bd. 1 - S. 424

1889 - Langensalza : Greßler
424 fix und fertig aus den vorzüglichsten Fabriken!" — „Kasansche Stiefel von der besten Sorte!" — „Ein Bärenpelz, ein Fuchs- oder ein Wolfspelz? Sie finden hier alles, treten Sie gefälligst herein!" Weil im Bazar kein Feuer brennen darf, fo sind die Handelsleute im Winter der unbarmherzigsten Kälte ausgefetzt, die sie aber mit un- zerstörbarem Frohsinne ertragen. Freilich ziehen sie alsdann über den gewöhnlichen blauen Kaftan noch einen dichten Pelz. Da sie den Tag über allerlei Bedürfuisse haben, so nisten sich hier zugleich eine Menge anderer Verkäufer ein, und man sieht daher in den Straßen des Bazars beständig Theeverkäufer mit ihren großen, dampfenden Kupfer- kannen, Frühstücks-, Wurst-, Brot- und Käsehändler, die immer guten Abgang für ihre Waren finden. Sorgen und Klagen kennt man unter den Petersburger Kaufleuten nicht, denn der Russe schlägt sich alle Sorgen aus dem Kopfe und — die Ware mag so schlecht sein, als sie will — Handel und Wandel gehen. Anderswo pflegen sich die Waren durch die Güte Abgang zu verschaffen; hier scheint es umgekehrt zu sein. Je schlechter die Ware ist — so denken die rus- fischen Spekulanten — desto schneller hat der Käufer wieder andere nötig. Kaum hat man sich ein Paar neue Stiefel gekauft, so braucht nur ein Regenguß zu kommen, und sie ziehen Wasser wie Schwämme; die mit Leim aufgeklebten Sohlen löfen sich ab. und läuft man auf den Strümpfen zum Bazar, um sich bei einem andern Verkäufer — dieselbe Sorte zu kaufen. Die Russen sind fast immer sorglos. Selten sieht man sie ordnen, berechnen, schreiben. Ihr Geschäft ist sehr einfach und macht sich daher fast ganz von selbst. Bei gutem Wetter spielen sie Dambrett und sind ganz in das Spiel verloren, bis etwa ein Käufer naht, wo dann gleich jeder denselben für seinen Laden zu gewinnen sucht. Im Winter machen sie sich Bewegung mit dem Ballspiele, wobei sie in den geräumigen Gängen ihres Bazars einen dicken Ball sehr geschickt mit dem Fuße über die Köpfe der Spaziergänger und Käufer hinzuschlagen wissen. Dann und wann füttern sie ihre Nachtigallen und andere Vögel, mit denen sie sich immer im Überfluß umgeben, schlagen ihren Kaftan zu- fammen, ordnen gelegentlich was in ihren Buden und treten auch wohl einmal vor das nie fehlende Heiligenbild, um mit andächtiger Miene um Erfolg in ihrem Geschäfte zu bitten. Auf dem Apraxinschen und Tschnkinschen Markte in Petersburg erblickt man große Räume voller Heiligenbilder, in einer andern Gegend Fruchtläden, in denen eine unglaubliche Masse trockner Früchte feil- geboten wird: Rosinen, Mandeln, Feigen, Apfelsinen, Pflaumen, Nüsse, Wacholderbeeren u. f. w. Wieder in andern Buden sind Honig, Räucherwerk, Farben, Kreide, Pech und andere Dinge. Bewunderungs- würdig ist die Gewandtheit der Ruffen, mit der sie allerlei Dinge auf dem Kopfe trageu. So bemerkt man auf den Köpfen hohe Py- ramiden von Eiern lose auf einem einfachen Brette aufgehäuft. Andere
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