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1. Bd. 1 - S. 448

1889 - Langensalza : Greßler
448 in einer Geschichte der Aufklärung in Rußland gewiß nicht unerwähnt bleiben wird, denn ein bei dieser Kapelle angestellter Diakon, Iwan Feodoroff, war der erste Buchdrucker Rußlands, aber seine schwarze Kunst trug ihm keine goldenen Früchte, er wurde der Hexerei angeklagt und starb in der Verbannung. Die Kapelle des heiligen Nikolaus von Gostun aber kam später noch zu hohem Ansehen: Zar Peter der Große begab sich stets, bevor er in den Krieg zog. nach Moskau, um dort in der Nikolaus-Kapelle den Schutz des Hei- ligen zu erflehen. Reich an Erinnerungen ist auch der I oh an nis p l a tz, der sich vom Glockenkönig nach dem Tsch nd off-Kl0 ste r hin erstreckt. Er ist ein blutgetränkter Boden, denn hier war in alten Zeiten die Richt- stätte, auf der bis zum Jahre 1685 die Hinrichtungen stattfanden; hier wurden auch die Verordnungen der Zaren durch öffentliches Ver- lesen bekannt gemacht, und wer einen Kauf- oder Mietsvertrag ab- schließen wollte, der wandte sich an die dazu bestellten Beamten, die sich hier aufhielten. Eine fast unerschöpfliche Fülle geschichtlicher Erinnerungen bietet aber der links vom Iwan gelegene, mit Steinplatten belegte und mit einem Gitter eingefaßte Platz vor den drei Kathedralen. Da liegt zunächst die Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale vor uns. In dieser Kirche wurde der Metropolit Isidor, der nach seiner Rückkehr vom Florentiner Konzil heimliche Verbindungen mit Rom unterhielt und die Unterwerfung der griechischen Kirche unter das Papsttnm anstrebte, im Jahre 1440 vom Zar Wassili dem Ge- blendeten feierlich abgesetzt und in den Kerker geworfen — in der- selben Kirche donnerte später ein anderer Metropolit, Philipp, im Jahre 1569 unerschrocken gegen die Grenelthaten Iwans des Schreck- lichen und verweigerte ihm seinen Segen, welche kühne That er mit seinem Leben büßte — hier wurde auch, nach langer „schrecklicher, kaiserloser Zeit" 1613 Michael Feodorowitsch aus dem Hause Romanoff zum Zaren gewählt. Die Mariä-Himmelfahrts-Käthe- drale ist die berühmteste unter allen Kathedralen Moskaus, ja des ganzen russischen Reiches, denn in ihr werden seit mehr als 300 Jahren die Beherrscher Rußlands gesalbt und gekrönt. In ihrem Innern bietet sie in erdrückender Überfülle alles, was der Rusfe von einem Gotteshause beansprucht: blendende Pracht, Gold- und Silberschmuck, Bilder aus der biblischen Geschichte und Bilder der Heiligen, auf Goldgrund gemalt, die hier nicht nur die Wände, sondern auch die Säulen bis empor zu den Kapitalen bedecken, und in dem riesigen Raum Grabesstille und mystisches Halbdunkel, welches die Phantasie erregt und die zur Andacht gestimmte Seele mit ehr- furchtsvoller Scheu erfüllt. Die mit Heiligenbildern geschmückte Wand, die sich in griechischen Kirchen vor dem Allerheiligsten erhebt, glitzert und funkelt von Gold und Edelsteinen. Zahllose Edelsteine schmücken
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