1. Bd. 1
- S. 500
1889 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
500
Stile so vollendete, wie es noch heute, abgesehen von neueren inneren
Einrichtungen, beim Eintritte durch das westliche Portal dem Beschauer
erscheint. Nur die beiden viereckigen Türme im Westen, welche mit
der Zusammensetzung des Gebäudes nicht ganz übereinstimmen, wurden erst
zu Ausange des achtzehnten Jahrhunderts von C h r i stop h W ren errichtet.
Die Länge der Kirche beträgt 153,5 Meter, des Schiffes 118 Meter,
die Breite des Kreuzes 61 Meter, des Schiffes 22,6 Meter, die Höhe
des Daches 28,9 Meter. Rings um die Kirche sind eine Anzahl Ka-
pellen zum Andenken an sürstliche Personen angebaut, die erste 1502
durch Heinrich Vii., welche er sür sich und seine Erben zum Begräbnis
bestimmte. Unmittelbar hinter dem Altar ist die Kapelle Eduards des
Bekenners, zu welcher eine Treppenpyramide emporführt. Die Asche
des Erbauers ruht inmitten dieser Kapelle. Ebendaselbst ist das Grab-
mal Heinrichs des Dritten mit den Särgen Eduards des Ersten und
seiner Gemahlin Eleanor. Dieses Grabmal enthält auch die Krönungs-
sessel der älteren englischen Könige. Neben der Kapelle Eduards des
Bekenners ist die Heinrich des Fünften, in welcher sich das königliche
Bildnis befindet, dessen silberner Kopf nebst Scepter und Reichsapfel
einst gestohlen worden ist. Kopflos ist es noch deutlicher ein Sinnbild
erstorbener Herrschergröße. — Der südliche Kreuzflügel der Kirche ent-
hält, unter dem bekannten Namen des Poetenwinkels, die Grabmäler
berühmter Dichter, Künstler und Gelehrten, eines Milton, Spencer,
Shakespeare, Johnson, Dryden, Thomson, Goldsinith, Chaucer, Händel,
Garrick u. s. w.; im nördlichen Kreuzflügel sind die Ehrendenkmäler
berühmter Staatsmänner und Nationalwohlthäter. Die Denkmäler Sir
Isaak Newtons, des Grafen von Stanhope, Herzogs von Argyle,
Dr. Watts, Gottfried Knellers, Kapitän Cornwalls, Lord Chathams
u. s. w. sind besonders hervorragend. Die schrecklichen Epochen der
Westminsterabtei sallen in die Regierungen Heinrich Viii. und der
Königin Maria. Ersterer, bekannt als Tyrann, welcher seine eigenen
Gattinnen aufs Schafott lieferte, brach mit dem Papste, als dieser nicht
in seine Pläne willigte, und machte sich, uach dem Rate Cranmers, des
Erzbischoss von Canterbury, selbst zum geistlichen Oberhaupte. ..Zwei
Königinnen, zwei Erzbischöse, zwei Kardinäle, 17 Bischöfe, 13 Äbte,
500 Prioren und Mönche. 38 Doktoren der Theologie und der Rechte,
12 Herzöge und Grafen, 164 Edelleute, 124 Bürger und 110 Frauen
mußten auf Befehl des geistlichen Wüterichs das Schafott besteigen.
Die Westminsterabtei wurde erst in ein Kollegiatstist verwandelt, dann
Kathedrale des Bistums Middlesex. Heinrich des Achten Nachfolger,
Eduard der Sechste, stellte das Stift wieder her. Nun aber kam die
Königin Maria zur Regierung, welche ihres Ahnen, Heinrich, Grau-
samkeiten in katholischem Sinne erneuerte. Sie wollte ohne Unterschied
alles wieder streng katholisch haben und ließ 279 Anhänger der angli-
kanischen Kirche, welche sich dessen weigerten, ohne Erbarmen hinrichten.
Westminsterabtei ward unter ihrer Regierung wieder Kloster.