1. Bd. 1
- S. 584
1889 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
584
demselben Grunde sind die Gebäude meist sehr hoch. In den Straßen
ist es still; selten gelangt in dieselben das klappernde Geräusch der
Kalesas, welche auf den Sandplätzen und am Hafen aufgestellt sind.
Dagegen erschallt überall, selbst in den finstersten Gäßchen das ein-
förmige Geschrei der Wasserverkäufer, welche mit steinernen Krügen,
Gläsern und süßem Zwieback versehen, „Agna fresca", das Bedürfnis
aller Spanier, ausbieten.
Der düstere, fast langweilige Ausdruck, welchen die Straßen ohne-
hin machen, weil die Gebäude ihren schönsten Aufenthalt nach den
mit Springbrunnen und Säulenhallen versehenen Höfen hinaus haben,
wird zur Zeit des Mittags dem Fremden unerträglich. In dieser
Zeit, von 2—5 Uhr nachmittags, schläft alles, was Spanier ist.
Die Fenstervorhänge werden herabgelassen, sämtliche Läden geschlossen.
Vornehme ruhen auf ihren Ottomanen in kühlen Hofgemächern, ein-
geschläfert vom Geplätscher der Springbrunnen; die niederen Klassen
strecken sich im Schatten der Mauern und Alleeen aus, und halten
die gewohnte süße Rast. Nach fünf Uhr beleben sich die Straßen
von neuem. Auf der prächtigen Alameda oder Carrera, welche
die schönste Aussicht über das Meer gestattet, entwickelt sich eine
Reihe geputzter Spaziergänger beider Geschlechter, die Frauen mit
Mantille und dem unvermeidlichen Fächer, die Männer mit duftenden
Papiercigarren und trotz der Hitze in Mänteln, welche bei den Niedern
Klassen stets den Nebenzweck haben, bei Messerkämpfen als Schild
um die linke Hand geschlungen zu werden. Am buntesten ist das
Bild am Hasen. Zahlreiche Kauffahrteischiffe der verschiedensten
Flaggen bedecken die stille, spiegelklare Bai. Auf dem Quai ist ein
ewiges Summen, Rufen, Fässerrollen, Wälzen von Warenballen und
Feilschen. Soldaten und Geistliche, Majos und Landleute mit hohen
spitzen Hüten, mit Jacken von Schaffell, schwarzen Gamaschen und
gelbledernen Schuhen, spanische Matrosen mit roten Zipfelmützen, und
englische Seeleute bilden ein Geschwirr, wie es nur die Hasenstädte
südlicher Staaten darbieten.
Von der Größe des Handelsverkehrs, dessen Mittelpunkt der Hafen
von Malaga ist, geben einige Zahlen den besten Begriff. Malaga
versendet jährlich im Durchschnitte: 1400000 Kisten Muskatrosinen,
1 500000 Pfund frische Trauben, meist nach England und Frankreich
gehend, 26000 Kisten Citronen, Orangen, Feigen, Mandeln, Oliven
u. s. w., 1 Million Arroben (— 32 Million deutsche Zollpfund) Öl,
20 000 Faß Wem, von welchem der Lacrima de Malaga, Dom Pedro
Aimenes, Vino de Gnindas die vornehmsten, allbeliebten Sorten sind.
Letzterer hat seinen Beinamen von den feinen Kirschensprossen, auf
welche er eine Zeit lang gezogen wird, um den zarten Würzgeruch
derselben anzunehmen. — Die Küfereien und Keller Malagas sind
ebenso bedeutend, wenn nicht bedeutender, als die zu Cadix; lange
oberirdische Gebäude bergen viele Tausende von Fässern. Es giebt