1876 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sind aber wieder mit einander verbunden und bilden auf diese Art
die ganze Wohnung. Die äußern Wände bestehen aus Torf; an
der Außenseite pflegt man sie mit Rasen, Erde oder Steinen zu
belegen, wodurch sie noch dicker werden. Die innern Wände sind
gleichfalls aus Torf, aber nicht so dick. Jedes Gemach hat sein
eigenes Dach, durch das, vermittelst Glasstücken oder dünner Schaf-
haut, das Licht hineinfällt; nur die Häuser der Vornehmen haben
an der Vorderseite kleine Fenster mit Glasscheiben. — Die Haupt-
beschäftigung der Isländer ist Viehzucht und Fischfang. Die Fischerei
fängt mit dem Februar an. Alsdann ziehen viele Bewohner an
die westlichen und südwestlichen Küsten. Mitgenommen wird Butter,
geräuchertes Fleisch und ein guter Schafpelz. Als Leckerei nimmt
man auch wohl ein wenig Roggenbrot und Branntwein mit. Auf
der Reise ist der Isländer in jedem Hause willkommen, wo er
ankommt, und zahlt selten etwas für die Bewirthung; so reist
mancher 40 bis 50 Meilen mitten im Schnee und in Dunkelheit,
denn im Februar ist es noch wenig Tag aus Island. An der
Küste angekommen, verdingt er sich bei dem Besitzer eines Bootes,
verpflichtet sich bis in die Mitte des Mai zu dienen, und erhält
dafür einen Antheil an dem Fang. Täglich gehen die Boote 8
bis 12 Stunden in die See, und die Leute halten in der Finsterniß
und der starken Kälte so lange aus dem Meere aus, ohne etwas
Anderes als saure Milch zu genießen. Am Ufer sind eine Menge
kleine Häuser, Kothen genannt, die aber nur zur Zeit der Fischerei
bewohnt sind; hier werden die Fische gereinigt, gespalten und ge-
trocknet, wobei die Frauen helfen. Im Mai gehen die Leute wieder
nach Hause und lassen ihre noch nicht getrockneten Fische unter
Aufsicht eines dort Wohnenden zurück. Im Juni ziehen die Pächter
mit ihren verkäuflichen Waaren, als: Talg, Butter, Wolle, an die
Küste, erhandeln dafür Fische und bringen diese zum Wintervorrath
nach Hause. Die Fische, welche am meisten gefangen werden, sind
Kabeljaue, Schellfische, Butten und Schollen. Die Viehzucht erstreckt
sich auf die Zucht der Pferde, Schafe und Kühe. Pferde und Schafe
müssen sich fast das ganze Jahr selbst ihre Nahrung suchen und be-
kommen nur im Winter etwas Heu; die Kühe werden aber regel-
mäßig gefüttert und geben daher auch täglich 10 bis 12 Quart
Milch. Die isländischen Schafe sind weiß, schwarz und bunt; ihre
Wolle ist nicht fein und wird nicht geschoren, sondern gezupft. Sie
werden im Mai in die Gebirge getrieben und laufen dort bis im
Oktober herum. Dann versammeln sich alle Schafbesitzer mit ihren
Knechten zu Pferde, wählen einen Anführer, und treiben unter dessen
Leitung alle Schafe zusammen, worauf dann jeder sich die seinigen,
die ihm durch Zeichen kennbar sind, aussucht. Die Pferde werden
zu den Reisen gebraucht; man befestigt das eine Pferd an den
Schwanz des andern, und so entsteht, wenn viele Pferde vorhanden
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