1876 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zu zwei Dritttheilen aus Landleuten gewählt wird. Alle die stolzen
Städte, wie Christiania, Bergen, Drontheim, Christiansand, Dram-
men, Frederikshald, Stavanger, welche die Bildung des Landes in
sich vereinigen, machen nur ein Drittel des Storthings aus. Der
König hat zu bestätigen, was der Storthing beschließt; aber es bedarf
auch der königlichen Bestätigung nicht, wenn der Beschluß des Stor-
thing drei Mal gefaßt wird. Auf diese Weise hat Norwegen die
freieste Verfassung von der Welt und bildet eigentlich einen freien
Bauernstaat. Anfangs ließ sich der Bauer vielfach durch Beamte,
namentlich durch Geistliche auf dem Storthing vertreten; jetzt hat
diese Vormundschaft meistentheils aufgehört, da des Volkes dunkele
Masse mehr und mehr von den wohlthätigen Strahlen einer fort-
schreitenden Bildung erleuchtet und durchdrungen wird. Der eigent-
liche Brennpunkt dieser Bildung und Aufklärung ist die Landes-
Universität zu Christiania. Kein Volk hat wohl je mit solcher
Theilnahme und solchem edeln, gemeinsamen Eifer für die Errichtung
einer Hochschule gewirkt, als die Norweger. Das Land seufzte unter
dem Druck des Krieges, aller Handel stockte, Hungersnoth bedrängte
die Einwohner; trotz dessen wurden zu diesem schönen Zwecke durch
freiwillige Unterschristen nicht weniger als 769,611 Reichsbankthaler,
außer 3960 Species (zu Mark deutsch), zusammengebracht,
an jährlich fortzusetzenden Beiträgen aber 13,352 Thaler und nahe
an tausend Tonnen Getreide. So wurde die Hochschule im Jahre
1811 begründet. Die Profesforen sind gut besoldet und halten ihre
Vorlesungen ohne noch ein besonderes Honorar von Seiten der Stu-
denten zu empfangen. Die Zahl der Studenten beträgt etwa 600.
Auch hier, wie in Schweden, bringt der Sommer wegen der weiten
Reisen, welche die Studenten zu machen haben, eine lange Ferienzeit
von 4 bis 5 Monaten mit sich. Die Bibliothek der Universität zählt
jetzt schon 150,000 Bände, deren Vermehrung kräftig vom Lande
unterstützt wird. Es ist gewiß ein ehrenvolles Zeuguiß für die
Männer der Gebirge mit dem schlichten Haar und den groben
selbstgesponnenen Röcken, daß sie ohne Widerrede 8000 Species für
Bücherankauf bewilligen. Die Kunstsammlungen sind gering; denn
es ist hier noch Alles im Werden. Der Fleiß der Studenten wird
durch wiederholte Prüfungen überwacht. Streitigkeiten unter den
Studenten werden durch Gerichte, aber nicht durch Zweikämpfe ab-
gemacht. Der Zweikampf ist überhaupt in ganz Norwegen unbekannt.
9. Seeland und Kopenhagen.*
Die Insel Seeland ist wie ein Garten, oder vielmehr ein Park,
in welchem die Kultur nur dazu dient, die Reize der Natur be-
* Nach I. Mcyer und Th. Mügge,