1876 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Dänen thun das nicht, sie überlassen das den Bänkelsängern und
Taschenspielern. Sie wollen genießen und schauen; sie reiten auf
dem Karouffel, steigen in die hohen Schwenkeschaukeln, sehen Taschen-
spielern zu u. f. w. Oft sind an 20,000 Menschen hier beisammen.
Die Bauern und Bäuerinnen auf Seeland machen einen guten
Eindruck aus den Fremden. Das ist ein starkes, schönes Geschlecht,
dem man die deutsche Abkunft deutlich anmerkt. Die dunkelblonden
Haare und blauen Augen, die hohen Körper, die langen, frischen
Gesichter bezeugen das unverkennbar. Die Männer in rothen oder
blauen kurzen Röcken, oft mit Silberknöpfen besetzt; die Weiber und
Mädchen in Hauben mit langen weißen Spitzen und goldgesticktem
Kopf hinten, mit weißem gestickten Halskragen, dunkeln Kleidern
und weißen Schürzchen — sie sehen allesammt stattlich aus. Rohes
und gemeines Wesen, wie man es oft unter deutschen Bauern an-
trifft, zeigt sich nirgends. Man muß es überhaupt dem dänischen
Charakter nachsagen, daß er ein gutmüthiger ist. Die Leute sind
höflich, mit einer gewissen Freimüthigkeit zuthunlich, dem Fremden
besonders gern behülflich, und sie hören es gern, wenn man ihr
Vaterland rühmt. Stolz sind sie auf ihre Geschichte und auf die
Thaten ihrer Seehelden, besonders auch auf ihre Flotte und auf das
sturmerprobte Seevolk an den Jnfelküsten. Auf letztere dürfen sie
es auch sein, denn der dänische Matrose ist vorzüglich, gewandt und
kühn, raschen Sinnes und, wo es zum Streit kommt, begeistert für
sein Vaterland.
In Kopenhagen ist viel Bildung vorhanden; ein gutes Zeugniß
aber für den Antheil des Volkes und dessen Sinn ist es, daß Männer
wie Thorwaldsen und Oehlenfchläger von allen ihren Lands-
leuten, in der Hütte wie im Palast, gekannt und geehrt sind.
Wie. jede Residenz, hat auch Kopenhagen seine Kunst schätze.
Die schönste Sammlung bietet hier die Sammlung Thorwaldsens,
jenes großen Bildhauers aus Island. Es verdankt diesem seltenen
Meister seinen Ursprung, der dazu einen Theil von seinem Vermögen
hergab. Sodann enthält noch das Museum für nordische Alter-
thümer sehr viel Sehenswerthes; alte Waffen, Hausgeräthe, Lanzen-
spitzen, schöne Goldzierrathen sind in Menge zu sehen, und ist der
Vorrath stets im Wachsen begriffen, da Jütland und die dänischen
Inseln fortgesetzt reiche Ausbeute liefern.
Zu den größten Schönheiten Kopenhagens aber gehört der schon
erwähnte Thiergarten; derselbe enthält eine der schönsten Buchen-
Waldungen, die man sich denken kann. Der ganze Weg vom Thier-
garten bis zur Stadt ist von eigenthümlichem Reiz. Da liegen Wald,
See, fruchtbare Felder, Gärten, Landhäuser und wenige Schritte zur
Seite das Meer: der blaue Oeresund mit seinen zahllosen Segeln,
mit Dampfschiffen, welche viele Hunderte Menschen bringen, die in
dem Thiergarten lustig fein wollen, mit Barken und Booten, von