Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 1 - S. 100

1876 - Langensalza : Greßler
100 Zahlreiche Zugvögel bringen die gute Jahreszeit auf der Insel zu, andere kommen von Norden und halten hier ihre Rast. Ge- legentlich verirren sich wohl auch hierher die Schneeeule, der Löffel- reiher und der schwarze Storch, auch mancherlei Raubvögel. Die Waldschnepfe fällt in massenhaften Zügen im Staubnitzerwalde ein. Die Seevögel der rügenschen Küste bestehen aus allen möglichen Gänse-, Möwen- und Taucherarten. Aus den felsigen Gestaden Jasmuuds, Mönchguts und Wittows sind der Hase und das Reb- huhn seltene Erscheinungen, während sie aus dem eigentlichen Rügen häufiger vorkommen. Merkwürdig ist, daß das Reh auf Rügen nicht gedeihen will. Dagegen gedeihen Edelhirsch und Damhirsch sehr wohl auf der Insel. In großer Zahl bergt Rügen Füchse, selten begegnet man dem Dachs. Das Wildschwein kommt gar nicht vor, während Marder, Iltis, Wiesel sich häufig finden, hin und wieder zeigt sich auch eine Fischotter. In der Verwaltung bildet Rügen mit den umliegenden kleinen Inseln einen Kreis für sich, dessen Hauptstadt Bergen mit 3600 Ew. ist. Die zweite Stadt ist Garz mit 2000 Ew. Ferner sind zu erwähnen die Flecken Sagard auf Jasmund, Wiek und das Dorf Altenkirchen, der Amtssitz des Dichters Kose garten (1792—1808) aufwittow, Gingst und Putbus auf dem eigent- lichen Rügen. Putbus, Lohme, Krampas und Saßnitz sind Badeörter. Ersteres zeichnet sich wegen der anmuthigen Aulagen und schattenreichen Spaziergänge, des reichen Wildparks, des neuen, schönen Schlosses und der reizenden kleinen Waldinsel Vilm aus. Gehen wir noch insbesondere zu den Bewohnern der Insel über, so finden wir ein Volk, grundgut, mildtreu und bieder, aber auch trotzig, wild und zum Jähzorn hinneigend, wie zumeist die Seeleute. Dazu kommt eine gewisse, ich möchte sagen, gutmüthige List und Verschlagenheit, welche, ohne ein Vorwurf zu sein, den Seevölkern eigen ist und den verwegenen Schiffer wohl kleidet. Es ist ein Volk, stark und gewaltig, von hünenhaften Gliedmaßen und wehrhaft. Die Küsten sind vorzugsweise bevölkert; hier herrscht Handel und Wandel, hier treibt der Schiffer und Fischer sein Wesen. Im Winter, wenn die Schiffsahrt ruht, überlassen sich die Seeleute ihren derben Lustbarkeiten, tanzen und trinken nach Herzenslust. In dieser Zeit wandern denn auch die Insulaner über das Eis von einer Halbinsel nach der andern hinüber, um mit ihres Glei- chen ihre handfesten Gedanken auszutauschen. Handwerker sind auf der Insel nur spärlich vorhanden, da die Bewohner fast ausschließlich Ackerarbeiter, Seeleute und Fischer sind. Die meisten Leiue verfertigen ihre Fußbekleidung, Holz- pantoffeln, selbst, auch spinnen und weben sie, machen Bürsten und dergleichen, sind gute Schlächter und tüchtige Kreideschlämmer. Der ächte Bürger- und Bauernstand, wie auch aller Fabrikbetrieb fehlen
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer