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1. Theil 1 - S. 149

1876 - Langensalza : Greßler
149 entstandenen Brauereien erzeugten besseren Biere mehr und mehr beschränkt Wie alle Bergbewohner, ist der Voigtländer ein großer Freund des Gesanges, und an schönen Sommerabenden hört man gar oft die einfachen Weisen bekannter Volkslieder, von frischen Mädchen- stimmen oder aus der kräftigen Kehle junger Burschen gesungen, durch das Dorf ertönen, ja selbst aus den Fabriksälen in den Städten, wo Dutzende von Arbeiterinnen mit der Vorrichtung der »weißen Waare« beschäftigt sind, schallt nicht selten ein munterer Gesang heraus, der ihnen die einförmige Arbeit verkürzt. Jetzt giebt es in allen Städten und in vielen Dörfern des Voigtlandes Gesangvereine, die durch Einführung guter Lieder viel zur Vered- lung des Volksgesanges und der Bildung überhaupt beigetragen haben. Werfen wir nun noch einen Blick auf die Beschäftigungen der Voigtländer, so begegnet uns überall ein frisches, emsiges Leben und Treiben; denn so ein fleißiges Völkchen sind die Voigtländer in Stadt und Land. In den Städten und Städtchen ist eine Fülle und Regsamkeit des Gewerbfleißes zusammengedrängt, dessen Er- zeugnisse sich über die ganze bewohnte Erde verbreiten. Auf Mark- neukirchner und Klingenthaler Geigen und Klarinetten spielt der Nigger dem Iankee zum Tanze auf, die wollenen Kleider- stoffe und gedruckten Tischdecken Reichenbach's sind aus den fern- sten Märkten gesucht und beliebt, und die vornehme Dame, welche auf den Bällen in Petersburg oder Stockholm mit dem wundervoll gestickten Taschentuche sich Lust zufächelt, ahnt nicht, daß die fleißige Hand einer Bäuerin in dem fernen Voigtlande, das sie nicht ein- mal dem Namen nach kennt, das feine Linnengewebe mit diesen geschmackvollen Blumen und Arabesken verziert hat, denn ihr ist es natürlich als ächtes pariser Fabrikat verkaust worden. — Ueber das ganze Voigtland erstreckt sich die Fabrikation der weißen Waaren; in Plauen, Oelsnitz, Auerbach, Falkenstein, Pausa, und in vielen Dörfern schießt fast in jedem Hause das Weberschiffchen hinüber und herüber, um die Unzahl Stücke Mousselin, Mull, Jakonnet und wie die Waaren sonst alle heißen, besonders auch die in den herrlichsten Mustern prangenden Gardinen stoffe zu fertigen, die von hier aus über die ganze Welt verbreitet werden. Auf den Dörfern aber ist fast kein Haus und keine Hütte, in denen nicht geschickte und fleißige Frauenhände am Stickrahmen arbeiten, um die Tauseude von Streifen, Kragen, Taschentüchern, Röcken, Kleidern u. s. w. zu nähen, die alljährlich vom Voigtlande aus der putzbedürftigen Damenwelt in allen Zonen der Erde zugesendet werden. Häufig theilt die ländliche weibliche Bevölkerung ihre Zeit zwi- schen der gewerblichen und landwirtschaftlichen Beschäftigung; im Winter wird genäht, im Sommer auf Wiese und Feld gearbeitet.
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