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1. Theil 1 - S. 267

1876 - Langensalza : Greßler
267 und ihre Heerden vor Lawinensturz und Wintersturm in Sicherheit zu bringen. In den Bergen wirds jetzt leer, da Vieh und Heerden thalab gezogen, und wunderhübsch schildert Tschudi das in seiner Alpenwelt: »Weißt du doch selber, Alpenwanderer,« sagt er, «was für ein schwermüthig drückender Ton im Herbst über diesen Felsen liegt, wenn Menschen und Heerden, Pferde und Hund, und Feuer, Brot und Salz sich ins Thal zurückgezogen. Wenn du an der verlasse- nen und verrammelten Hütte vorübersteigst, und Alles immer ein- samer und einsamer wird, wie wenn der alte Geist des Gebirgs den majestätischen Mantel seines furchtbaren Ernstes über sein ganzes Revier hinschlüge. Kein befreundeter Athemzug weht dich meilen- weit an, kein heimischer Ton — nur das Krächzen des hungrigen Raubvogels, das Pfeifen des schnell verschwindenden Murmelthiers mischt sich in das Dröhnen der Gletscher und das monotone Rau- schen des kalten Eiswassers. Die kahlgeweideten Gründe, in denen die kleinen Gruppen der giftigen Kräuter mit frischen Graskränzen, welche das Vieh nicht berührte, sich auszeichnen, haben die letzten anmuthigen Tinten des Idylls verloren. Der schwarze Salamander und die träge Alpenkröte nehmen wieder Besitz von den verschlam- Menden Tränkbetten der Rinder, und die verspäteten Bergfalter schweben mit halbzerrissenen und abgebleichten Flügeln durch das Revier, aus dem die beweglichen Unken in trostlosen Chören die sommerlichen Jodelgesänge der Hirten wie spottend zu wiederholen scheinen « Nicht wahr, wie schade, daß der Jäger gerade in diese Berge einzieht, wenn sie der Hirt mit seinen idyllischen Heerden verläßt, und der Jäger bedauert das gewiß. — »Gott sei Dank, daß das langweilige Vieh mit seinem Gebim- mel endlich abzieht«, murmelt er vergnügt vor sich hin, »jetzt be- kommen die Berge doch endlich eine Ruh, und man braucht nicht zu fürchten, auf jedem Pirschgang — jedem Joch, statt einem Rudel Gemsen eine Heerde Schafe anzutreffen.« Die Poesie der Berge verträgt sich recht gut mit der Jagd und der ächte Jäger weiß sie gewiß zu würdigen, denn sein ganzes Leben und Treiben ist poetisch; — aber sie darf ihm nur nicht ins Gehege kommen, sonst sind sie eben die längste Zeit Freunde gewesen. Wo sie die Ausübung seiner Jagdlust stört, hat sie für ihn aufgehört Poesie zu sein, und — wenn er sie nicht zum Teufel wünscht, geschieht das nur in einzelnen Fällen aus ganz besonderer Rücksicht. Aber das Gebirg wird schon wilder. — Rechts von uns ragt eine hohe schroffe Steinwand, von der Sonne mit ihrer flammenden Gluth Übergossen, wie eine riesige Silberstuse auf; nach links zu öffnet sich jetzt das Thal, und herüber grüßt da plötzlich mit seiner scharfgeschnittenen, schneebedeckten Pyramidenkuppe der Schafreuter,
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