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1. Bd. 2 - S. 31

1903 - Langensalza : Greßler
31 sie deshalb auch stets in gutem Benehmen unterrichten und ihnen die Regeln des Auslandes und der Höflichkeit beibringen. Das erste Schulbuch, dessen sich die Chinesen bedienen, ist eine Zusammenstellung aus allerlei Wissenschaften. Das Buch beginnt mit der Natur des Menschen, sowie mit der Notwendigkeit und den Methoden der Erziehung. Die Wichtigkeit der kindlichen und brüder- lichen Pflichten wird dann eingeschärft durch Vorschrift und Beispiel, und darauf folgt eine Übersicht der verschiedenen Zweige des Wissens in aufsteigender Reihenfolge nach den verschiedenen Hauptzahlen: die drei großen Mächte (Himmel, Erde und Mensch), die vier Jahreszeiten, die vier Himmelsgegenden, die fünf Elemente (Metall. Holz, Wasser, Feuer, Erde), die fünf Hanpttugenden (Liebe, Gerechtigkeit, Schicklich- keit, Weisheit, Wahrheit), die sechs Arten des Getreides (Reis, Gerste, Weizen, Bohnen, Hirse und eine Art Korn), die sechs Haustiere (Pferd, Ochs, Schaf, Geflügel, Hunde, Schweine), die sieben Leiden- schasten (Liebe, Haß, Freude, Betrübnis, Lust, Zorn und Furcht), die acht Noten der Musik, die neun Grade der Verwandtschaft, die zehn bürgerlichen Pflichten (zwischen Fürsten und Minister, Vater und Sohn, Mann und Weib, älteren und jüngeren Geschwistern und Freunden). Auf diese Übersicht folgt eine Übersicht der allgemeinen Geschichte Chinas, nebst einer Aufzählung von regierenden Fürsten des Reiches. Das Werk schließt mit Beispielen und Beweggründen zum Lernen, gezogen aus dem Verhalten der alten Weisen und Staats- niänner. Der Stoff ist zu trocken; der jugendliche Geist kann ihn zu seiner Belehrung nicht in sich ausnehmen; die Entwicklung des Denk- Vermögens bleibt bei solchem Ünterricht ganz außer acht; nur mechanisch nehmen die Kinder diesen Vorrat des Wissens in ihr Gedächtnis auf. Die Methode, um das Lesen zu lehren, ist folgender: das Buch wird aufgeschlagen und der Lehrer fängt ohne weiteres an zu lesen. Die Schüler, deren jeder sein Bnch vor sich hat, sprechen dem Lehrer Wort für Wort nach, die Augen unverwandt aufs Buch gerichtet und mit dem Zeigefinger dem Worte folgend. Es wird nur eiue Zeile gelesen und diese so lange wiederholt, bis die Schüler sich die Aus- spräche eines jeden Zeichens gemerkt haben und ohne den Lehrer die Zeile -lesen können. Nun müssen sie dies auswendig lernen. Das tun sie mit lauter Stimme, indem sich jeder seine Aufgabe so lange vorschreit, bis sie sich seinem Gedächtnis eingeprägt hat. Wer damit fertig ist, geht zum Lehrer hin, legt sein Buch vor demselben auf den Tisch, kehrt ihm den Rücken und sagt so seine Aufgabe her. Dann geht der Lehrer an die nächste Zeile und macht so fort, bis das ganze Buch auswendig gelernt ist. Was für ein Lärm in einer chinesischen Schule stattfindet, wenn einige zwanzig Schüler zusammenschreien, läßt sich leicht denken. Für europäische Begriffe ist schon dies etwas sehr Widerliches, noch mehr aber der geistlose Mechanismus des Unterrichts, wodurch der Geist vielmehr abgestumpft wird, als daß
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