1. Bd. 2
- S. 62
1903 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Erhöhung, etwa 7 Zentimeter über dem Erdboden, von ungefähr
7 Meter im Durchmesser. Der Bretterboden war mit Stroh und
dieses wieder mit einer dicken Lage von feinem Sand bedeckt, um die
Gefahr beim Fallen möglichst zu vermindern.
Nie habe ich dickere, ungeschlachtere Menschen gesehen, als diese
Ringer. Alle waren über 2 Meter hoch; der magerste von ihnen wog
200 Pfund und der Anführer hatte ein Gewicht von 340 Pfund. —
Eine solche Körperbeschaffenheit bei Ringern zu wählen, würde uns
unbegreiflich erscheinen; allein die Art und Weise des japanesischen
Wettkampfes rechtfertigt diese Wahl vollkommen. Es kommt nämlich
darauf an, Herr des Kampsplatzes zu bleiben und seinen Gegner von
demselben zu verdrängen. Eine größere Beleibtheit ist hierbei natürlich
eine sehr erhebliche Hilfe.
Die Ringer waren fast ganz nackt. An der Erhöhung entlang
kauernd und mit dummen, sinstern Blicken unverwandt vor sich hin-
starrend, boten sie einen sonderbaren, aber keinesweg angenehmen An-
blick dar.
Ein Beamter machte hierauf die Namen der beiden Kämpfer be-
kannt. Auch die Höhe der Wetten, welche von den Zuschauern auf bexi
bevorstehenden Kampf gemacht wurden, las derselbe Beamte laut vor,
um dadurch den Eifer der Kämpfer noch mehr anzuregen.
Nun erschienen die beiden Ringer. Sie grüßten das Publikum,
indem sie beide Hände über den Kopf erhoben, und bereiteten sich dann
zum Kampfe vor. Der Anfang wurde damit gemacht, daß sie einige
Körner Reis und einige Tropfen Wafser auf deu Kampfplatz schütteten,
um sich dadurch den Gott der Ringer geneigt zu machen. Dann
feuchteten sie ihre Schultern, ihre Arme und Beine etwas an, rieben
sich die Hände mit Sand ab, machten hierauf mehrere wunderliche
Bewegungen, um ihre Glieder wieder gelenkig zu machen und stellten
sich zuletzt mitten auf dem Kampfplatze einander gegenüber in der
Stellung eines Menschen, der gesonnen ist, sich mit Aufbieten aller
feiner Kräfte Bahn zu brechen.
Auf der Spitze ihrer breiten Füße stehend, die Ellenbogen fest
gegen den Körper gedrückt, den Hals auf die Brust etwas vorge-
streckt, hatte ihre Haltung zu gleicher Zeit etwas Drohendes. Auf
ein gegebenes Zeichen stießen die beiden Kämpfer einen rauhen Schrei
aus und stießen, jeder mit der Absicht, seinen Gegner umzuwerfen,
aufeinander los. Der Zusammenstoß war furchtbar; im ganzen Zirkus
hörte man einen dumpfen Schlag, und das Fleisch der Kämpfer be-
deckte sich an den Stellen, wo sie sich gegenseitig getroffen hatten,
augenblicklich mit einer tiefen Röte, aber der Stoß war von beiden
berechnet, und durch gleichmäßige Gegenwirkung blieb derselbe un-
entschieden. Mehrmals wiederholten sie dasselbe Manöver, aber
immer ohne Ersolg. Keinem von ihnen gelang es, den andern vom
Kampfplatze zu drängen. Sie gaben also diese Art des Kampfes auf^