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1. Bd. 2 - S. 91

1903 - Langensalza : Greßler
91 Preis in keinem Verhältnis zu den Kosten, welche die Arbeit verursacht, nicht etwa weil die Arbeiter so ausgezeichnet bezahlt würden, sondern weil ihr Werk äußerst langsam von statten geht. Der zum Weben des Kaschmirschals dienende Stuhl besteht aus einem Rahmen, vor welchem drei Arbeiter aus einer Bank sitzen. Diese arbeiten mit langen, schweren Schiffchen; wenn sie jedoch bunte Muster hervor- bringen wollen, mit so viel hölzernen Nadeln, als Farben vorhanden sind; das Versahren gleicht dem Klöppeln. Je mehr Figuren hinein- gewebt werden sollen, desto langsamer geht die Arbeit von statten, so daß bei den schönsten Schals drei Arbeiter nicht mehr als täglich 6 Millimeter vollenden und in einem Jahre kaum einen solchen zu liefern vermögen. Geringere Sorten, an denen auch nur zwei Arbeiter tätig sind, werden dagegen sechs bis acht in einem Jahre geliefert. Die feineren Schals werden in einzelnen Stücken auf mehreren Stühlen gewebt, wobei die Arbeiter von einem Werkmeister beauf- sichtigt werden, der für die geringsten Unregelmäßigkeiten der Arbeit ein scharfes Auge haben und für genaue Ausführung des Musters, wie für richtige Farbenwahl sorgen muß. Wird ein neues Muster gearbeitet, so sagt der Werkmeister seinen Untergebenen in einem eigentümlich singenden Tone vor, welche Figuren sie zu arbeiten, welche Farben sie zu nehmen haben. Sind die einzelnen Stücke eines Schals vollendet, so kommen sie in die Hände anderer Arbeiter, die sie zu einem harmonischen Ganzen zusammennähen. Auch an diesem schwierigen, langsam för- dernden Werke sind stets mehrere, ebenfalls von einem Werkmeister beaufsichtigte Arbeiter zugleich tätig, die bei dem größten Fleiße jeder kaum täglich 10 Pfennig erwerben. Durch dieses Zusammen- setzen aus mehreren Stücken entsteht die dem Kaschmirschal eigen- tümliche und als Kennzeichen seiner Echtheit dienende Unregelmäßigkeit des Gewebes. Der fertige Schal wird mit einem Aufguß von Reis befeuchtet, der jedoch von den znr Versendung nach Europa bestimmten Schals wieder abgespült wird, dann kommt er nach dem Zollhause, um dort gestempelt und versteuert zu werden, und endlich schreitet man zu dem wichtigen Geschäfte der Verpackung. Zu diesem Zwecke wird jeder Schal auf einem am Boden liegenden Teppich sorgfältig zu- sammeugesaltet und zwischen jede Lage, wie auch außen herum, Papier gelegt. Hierauf kommt er unter eine Presse, wird fest mit Schnüren umwunden und endlich mit einer aus Filz, Baumrinde und starker Leinwand bestehenden äußeren Hülle versehen. Diese Ballen werden von Kaschmir nach Yemma geschickt. Hier werden die Schals nochmals einer genauen Besichtigung unterworfen, dann durch Kamele nach Lahore oder Amistris, und von dort, gegenwärtig durch die Eisenbahn, nach Kalkutta und Bombay befördert, wo man sie von ihrer ersten Umhüllung befreit und in eiserne Kasten packt,
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