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1. Bd. 2 - S. 320

1903 - Langensalza : Greßler
320 1 raffen der Erde scheinen sich auf diesem Eilande einen Versammlungs- ort zu geben. Neben dem Neger mit wulstigen Lippen und platter Nase erscheint der schlanke Kaffer; neben dem schmierigen, widerlich häßlichen Hottentotten der olivenfarbige Madagasse mit halb arabischer Gesichtsbildung: der braune Araber und Perser neben dem hagern Jndier vom Ganges, von Koromandel und Malabar; der schiefängige Chinese neben Engländern, Franzosen und Holländern. Der Franzose ist herrschend als Pflanzer und Warenversender, der Jndier und Ma- laye vorherrschend an Zahl und Arbeitskraft. Am traurigsten ist das Schicksal der Neger, welche vor der Auf- Hebung der Sklaverei auf den Pflanzungen der Franzosen zu vielen Tausenden als Leibeigene arbeiteten und sich wenigstens insofern wohl befanden, als sie von Nahrungssorgen frei waren; vom Augenblicke der Befreiung an begann aber ihre Not. Sie verkümmerten in Hunger und Schmutz, wobei sich ihre Zahl aus ein Viertel verringert hat. In dem- selben Maße stieg die Zahl der einwandernden Jndier, welche den Aus- sall der Sklavenarbeit ersetzten, indem sie sich an die Pflanzer und Kaufleute verdingten und den Negern eine Konkurrenz (Mitbewerbung) machten, die diese nicht aushielten. Zn gleichem Behufe kamen die Kaffern und Chinesen. Von Madagaskar erschienen mehrere Tausend Flüchtlinge, welche, sprachlich verwandt mit den Malayen, sich an letz- tere anschlössen und hinsichtlich des Verkehrs zwischen Mauritius und Madagaskar Geschick und Fleiß entfalteten. Die Malayen gehören zu den ältesten Bewohnern der Insel. Schon vor zweitausend Jahren verbreiteten sie sich von Java und Sumatra aus über alle Inseln des Indischen Ozeans und vernichteten entweder die schwarzen Nrbewohner, oder vermischten sich mit ihnen, wodurch sich ein weit ausgedehntes Sprachgewirr und Farbenspielarten bildeten, die sich noch vermehrten, als die Araber ihre Herrschaft über eine Menge malayfcher Staaten ausbreiteten und auch die Bewohner von Mau- ritius zu Sklaven machten. Ihre Rasse ist deshalb nicht mehr rein. Ihre Sitten und ihre Religionsansichten sind ein barbarisches Gemengsel von Götzentnm, Islam und Christentum. Die Malayen sind, wie die Jndier, von Natur schlau und leiden- schaftlich. Häufige Mißhandlungen von seilen der Europäer, früher der Portugiesen und Holländer, später der Franzosen und Engländer, haben ihre Abneigung in Rachsucht umgewandelt. Alle ihre früheren Schätze sind iu die Hände ihrer Unterdrücker übergegangen. Die raschen eng- tischen Dampfer haben es den Malayen unmöglich gemacht, sich auf ihren schnellsegelnden Prahmen als kühne Seeräuber umherzutreiben. Sie müssen jetzt arbeiten, um nicht zu verhungern; sie wissen ganz genau, daß sie den Europäern auch dann keine Borteile abringen, wenn sie sich Mühe geben, aus Überzeugung Christen zu werden. Aus diesem Grunde werden sie noch lange Zeit Scheinchristen bleiben und ihre Götter anrufen, sie von den Weißen zu befreien.
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