1. Bd. 2
- S. 320
1903 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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raffen der Erde scheinen sich auf diesem Eilande einen Versammlungs-
ort zu geben. Neben dem Neger mit wulstigen Lippen und platter
Nase erscheint der schlanke Kaffer; neben dem schmierigen, widerlich
häßlichen Hottentotten der olivenfarbige Madagasse mit halb arabischer
Gesichtsbildung: der braune Araber und Perser neben dem hagern
Jndier vom Ganges, von Koromandel und Malabar; der schiefängige
Chinese neben Engländern, Franzosen und Holländern. Der Franzose
ist herrschend als Pflanzer und Warenversender, der Jndier und Ma-
laye vorherrschend an Zahl und Arbeitskraft.
Am traurigsten ist das Schicksal der Neger, welche vor der Auf-
Hebung der Sklaverei auf den Pflanzungen der Franzosen zu vielen
Tausenden als Leibeigene arbeiteten und sich wenigstens insofern wohl
befanden, als sie von Nahrungssorgen frei waren; vom Augenblicke der
Befreiung an begann aber ihre Not. Sie verkümmerten in Hunger und
Schmutz, wobei sich ihre Zahl aus ein Viertel verringert hat. In dem-
selben Maße stieg die Zahl der einwandernden Jndier, welche den Aus-
sall der Sklavenarbeit ersetzten, indem sie sich an die Pflanzer und
Kaufleute verdingten und den Negern eine Konkurrenz (Mitbewerbung)
machten, die diese nicht aushielten. Zn gleichem Behufe kamen die
Kaffern und Chinesen. Von Madagaskar erschienen mehrere Tausend
Flüchtlinge, welche, sprachlich verwandt mit den Malayen, sich an letz-
tere anschlössen und hinsichtlich des Verkehrs zwischen Mauritius und
Madagaskar Geschick und Fleiß entfalteten.
Die Malayen gehören zu den ältesten Bewohnern der Insel. Schon
vor zweitausend Jahren verbreiteten sie sich von Java und Sumatra
aus über alle Inseln des Indischen Ozeans und vernichteten entweder
die schwarzen Nrbewohner, oder vermischten sich mit ihnen, wodurch sich
ein weit ausgedehntes Sprachgewirr und Farbenspielarten bildeten, die
sich noch vermehrten, als die Araber ihre Herrschaft über eine Menge
malayfcher Staaten ausbreiteten und auch die Bewohner von Mau-
ritius zu Sklaven machten. Ihre Rasse ist deshalb nicht mehr rein.
Ihre Sitten und ihre Religionsansichten sind ein barbarisches Gemengsel
von Götzentnm, Islam und Christentum.
Die Malayen sind, wie die Jndier, von Natur schlau und leiden-
schaftlich. Häufige Mißhandlungen von seilen der Europäer, früher der
Portugiesen und Holländer, später der Franzosen und Engländer, haben
ihre Abneigung in Rachsucht umgewandelt. Alle ihre früheren Schätze
sind iu die Hände ihrer Unterdrücker übergegangen. Die raschen eng-
tischen Dampfer haben es den Malayen unmöglich gemacht, sich auf
ihren schnellsegelnden Prahmen als kühne Seeräuber umherzutreiben.
Sie müssen jetzt arbeiten, um nicht zu verhungern; sie wissen ganz
genau, daß sie den Europäern auch dann keine Borteile abringen, wenn
sie sich Mühe geben, aus Überzeugung Christen zu werden. Aus diesem
Grunde werden sie noch lange Zeit Scheinchristen bleiben und ihre
Götter anrufen, sie von den Weißen zu befreien.