1. Bd. 2
- S. 345
1903 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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strengste, dadurch gut verwahrt wird, daß man Eisstücke in jeder Wen-
dnng des Einganges aufstellt.
Im Winter brauchen die Eskimos kein Feuer, und ihre Lampen
von Stein geben ihnen Wärme genug, um ihre Stiefel und Kleider zu
trocknen, und das rohe Fleisch und Fett zu wärmen. Sie sind von
früher Jugend an der Kälte gewohnt; die Kinder werden in der Ka-
puze der Mutter auf deren Rücken umhergeschleppt, bis sie drei Jahre
alt sind, und zwar immer ganz nackt; und doch sieht man zuweilen die
kleinen Geschöpfe im kältesten Winter vor ihren Nestern stehend, ohne
daß sie darunter zu leiden hätten. Die Eskimos schlafen nie in Kleidern,
selbst wenn sie in einer offenen Felsritze liegen.
Bekanntlich essen sie gewöhnlich Fleisch und Fische roh, und davon
kommt der Name „Eskimo", den die französischen Entdecker ihnen
gegeben und welcher wohl unbezweifelt aus dem Worte „Eschkimai"
entstanden ist, welches soviel bedeutet, als „Menschen, die rohes
Fleisch essen".
Die Hunde der Eskimos ähneln gezähmten Wölfen in ihrem Na-
turell, und heulen, aber sie bellen niemals; sie sind ihren Herren vom
größten Nutzen und kosten ihnen fast gar nichts, denn im Lager müssen
sie selber für sich sorgen und es wird ihnen nicht das Geringste zu
fressen gegeben, so daß es uns unerklärlich ist, wovon sie leben; nur
auf Reisen, wenn sie den Schlitten ziehen, erhalten sie abends ein
Stück Fett als einzige Nahrung. Zu einer weiten Reise braucht man
zehn bis fünfzehn Hunde, und jeder ist für sich an einen Riemen ge-
schirrt, der an das Halsband gebunden und am Vorderteil des Schlit-
tens befestigt ist, so daß die Hunde nebeneinander herlaufen und dem
Leithunde folgen, welcher dem Zurufe des Herrn augenblicklich gehorcht,
da bei dem geringsten Zaudern dessen gewaltige Peitsche ihm um die
Ohren saust.
Die Schlitten sind ungefähr 1,5 Meter lang und 60 Zentimeter
breit, und die Schlittenbäume gewöhnlich mit Fischbein oder Zähnen
vom Walroß beschlagen, auch mit angefeuchteter Erde bestrichen, die sehr
glatt, und wenn sie verwischt ist, wieder erneuert wird. Der Kahn des
Eskimos, von etwa 4 Meter Länge und 50 Zentimeter Breite, läuft
von der Mitte nach beiden Enden sehr spitz zu, und besteht aus Holz,
mit Robbenfell ganz überdeckt, mit Ausnahme einer Öffnung in der
Mitte des Fahrzeuges, in welche der Ruderer seine Beine steckt —
denn diese Kähne sind nur für eine Person berechnet, obgleich es mög-
lich ist, einen Reisenden darin mitzunehmen, wenn dieser sich der Un-
beqnemlichkeit und selbst der Gefahr unterziehen will, sich auf dem
Bauche auszustrecken, aber ohne ein Glied zu rühren, weil bei dem ge-
ringsten Schaukeln der Kahn umschlagen würde.
Diese Kähne, nur zur Jagd dienend, werden mit zwei Ruder-
schaufeln gerudert und fliegen durch das Wasser so schnell wie ein
Delphin; ein Landtier im Wasser wird von diesen Kähnen mit Leichtig--