1. Bd. 2
- S. 379
1903 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Richtung nach zu einem gemeinsamen Übergang zu führen schienen.
In dieser Vermutung fanden wir uns nicht getäuscht, denn ein Ritt
von einer halben Stunde brachte uns zu einem breiten Wege, welcher
offenbar seit vielen Jahren von Millionen von Indianern, Büffeln und
Mustangs zum Übergang über die Schlucht beuutzt worden war. So
gefährlich der Weg in die Tiefe erschien, so wußten wir doch, daß kein
anderer in der Nähe war. Das Maultier, welches den Zug anführte,
wurde aufs neue angetrieben; dann folgten die sichersten und ruhigsten
Pferde, während die weniger zuverlässigsten den Nachtrab bildeten. Als
wir uns aus einmal auf dem engen Pfade befanden, der sich in den
Abgrund hinunterwand, war an kein Umkehren mehr zu denken. Wäh-
rend unseres gefährlichen Marsches lösten sich mehrere große Steine
unter unseren Füßen los und stürzten mit lautem Donner in die Tiefe.
Wir erreichten jedoch ohne Unfall den Boden der Schlucht und be-
fanden uns nun in einem romantischen, mit kurzem Grase und einigen
zerstreuten Baumwollenbüschen bedeckten Tale. Erst vor wenigen
Tagen hatte hier eine große Schar von Indianern gelagert, wie an
den welken Zweigen der Bäume und anderen Zeichen deutlich zu er-
kennen war. Auch wir machten hier aus einige Stunden Halt, um
unseren Pferden Zeit zu lassen, nach Belieben zu grasen und sich von
den überstandenen Anstrengungen zu erholen. Die auf der andern
Seite wieder aufwärts führende Fährte fanden wir in geringer Ent-
fernung von unserem Lagerplatze, wo sie sich an der rauhen und steilen
Höhe mühsam hinaufwand. Während wir im Tale unseren Weg ver-
folgten, konnten wir nicht genug über die wunderbaren Gestalten er-
staunen, welche das Wasser hier ausgewaschen hatte. An einigen Stellen
glich die Felswand einer aus rötlichen Backsteinen errichteten Mauer,
an anderen wurde ein gewaltiges Gewölbe von hohen, regelmäßigen
Säulen getragen; hier erhoben sich die drohenden Türme einer alter-
tümlichen Burg, dort erinnerten mächtige Pseiler an einen Tempel oder
einen Königspalast; überall aber war die wunderbarste Regelmäßigkeit
mit der wilden Unordnung und Verwüstung vereinigt. Der Weg,
der uns aus der Tiefe wieder emporführte, war mit den größten
Schwierigkeiten verbunden. Wir mußten unsere Büchsen und unsere
Sattelranzen in der Hand tragen, um nicht gegen die vorstehenden
Kanten und Zacken anzustoßen, und an einer Stelle fiel ein Pferd,
welches mit seiner Schulter gegen einen vorstehenden Felsen stieß, vor
unsern Augen in den Abgrund, ohne daß wir das Geringste zu seiner
Rettung unternehmen konnten. Nach dreistündigem Klettern erreichten
wir endlich die Höhe, und als wir einige Schritte auf der Prairie
zurückgelegt hatten, war, indem wir uns umsahen, auch nicht die ge-
ringste Spur von jenem furchtbaren Abgrund zu erblicken.
Diese Schluchten, deren es im westlichen Teil der Prairieen viele
Hundert gibt, werden von den Indianern zu einer völlig sinnlosen
Vertilgung der Büffel benutzt. So ost sie nämlich an einer solchen