1. Bd. 2
- S. 433
1903 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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einem Bären. Beide Tiere waren von Kampflust erfüllt und hatten
ein wildes und kräftiges Aussehen. Sobald sie losgelassen waren, drangen
sie wütend aufeinander ein; während aber der Stier den Bären mit
seinen abgestumpften Hörnern zu durchbohren suchte, war dieser nur
daraus bedacht, das Maul seines Gegners zu packen. Eine lange Zeit
schien er bedeutend den kürzern zu ziehen und seinem Gegner nur wenig
zu schaffen zu machen; plötzlich aber packte er, als der Stier, vor Wut
brüllend, das Maul öffnete, mit seinen Krallen die Zunge desselben und
riß sie mit der Wurzel heraus. Dies entschied den Kampf; von
Schmerz und Blutverlust überwältigt, brach der Stier kraftlos zusammen
und wurde sterbend Hinausgeschleist. Ich hatte die Augen von dem
blutigen Schauspiel abwenden müssen; die Zuschauer aber, und namentlich
auch alle anwesenden Frauen, hatten es mit dem größten Entzücken
verfolgt und belohnten den Sieger mit einem Beifallssturm.
Aus dem Rückwege kam ich bei zahllosen Spieltischen vorbei. Überall
gab es Zank und Streit und nicht selten kam es zu Blutvergießen,
während große Haufen von zerlumpten Indianern ihre letzten Pfennige
in berauschenden Getränken vergeudeten. Darf man sich unter diesen
Umständen wundern, daß die Zahl der Verbrecher in Mexiko größer
ist als in irgend einer andern Stadt der Welt und daß im letzten
Jahre der zwölfte Teil der Einwohner wegen eines schweren Ver-
brechens eingezogen ist? Deutlicher aber, als die Zahl der Verbrechen,
beweist die Art derselben die tiefe moralische Versunkenheit des Volkes.
Mordtaten gehören zu den gewöhnlichsten Ereignissen, und für einige
Piaster sind die meisten Leperos bereit, jeden, den man ihnen be-
zeichnet, aus dem Wege zu räumen. Auch sieht man in den Straßen
viele Menschen, die bei einem räuberischen Überfall verstümmelt worden
sind, und mancher muß als Blinder in den Straßen sein Brot erbetteln,
weil ein rachsüchtiger Feind ihn des Augenlichts beraubt hat.
33. Puebla.
Puebla, die zweite Stadt der Republik Mexiko, gewöhnlich mit
dem Zusatz de los Angelos, 2120 Meter über dem Meere mit
110 000 Einwohnern, hat in neuester Zeit Berühmtheit erlangt durch
die Erstürmung der Franzosen.
Puebla ist nach den Schilderungen der Reisenden eine der male-
rischsten Städte. Wäre ihre Umgegend nicht so arm an Wasser, ihre
Lage dürfte mit den schönsten Städten der Welt den Vergleich nicht
scheuen. Bekanntlich war Puebla keine indianische Ansiedlnng zur
Zeit des Cortez. Die Stadt ist daher ganz und gar ein Werk der
Spanier und trägt vollständig das Gepräge ihrer Gründer. Die
Häuser sind in jenem massiven und Staunen erregenden Stil gebaut,
welcher alle Werke der Spanier aus der Zeit ihrer höchsten Macht
und Blüte kenntlich macht.
Geogr. Bilder. Ii.' 17te Aufl. 30