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1. Bd. 2 - S. 442

1903 - Langensalza : Greßler
442 Guiana. Die Stadt wird auch „die Enge" genannt, weil der ge- waltige Strom sich hier in der Tat verengt, trotzdem aber doch noch eine ansehnliche Breite hat. Mitten in seinem Fahrwasser liegen aber gewaltige Felsblöcke, welche die Strömung besonders nach der rechten Seite hinüberdrängen, so daß es bei voller Höhe des Flusses fast un- möglich sein soll, dagegen anzukämpfen. Bolivar selber macht von weitem keinen besonders freundlichen Eindruck, denn es fehlt das Grüne zwischen den Häusern; es fehlen Bäume oder Palmen. Kahl und in der Sonne röstend liegen die Ge- bäude und zwischen ihnen wild zerstreut eine Menge braunfarbiger Felsblöcke, die nach einem sonnigen Tage noch mitten in der Nacht eine Gluthitze ausströmen. So felsig ist dabei der Boden, auf welchem die Stadt steht, daß einzelne Häuser ordentlich in die Steine hineingemeißelt werden mußten. Übrigens finden sich hier wieder, trotz der oft fallen- den schweren Regen, die platten Dächer, was den ganzen Ort vor den übrigen Städten auszeichnet. Einst hatte Bolivar einen sehr bedeutenden Handel und Verkehr; dieser wurde durch die Revolution (während des nordamerikanischen Bürgerkrieges 1861—1865) in vieler Hinsicht gestört, scheint aber jetzt durch die mehr und mehr sich bevölkernden Goldminen wieder im Wachsen zu sein. Die Bevölkerung der Stadt betrug früher 25 000 Seeleu, jetzt 12 000. Dennoch bildet Bolivar den Ausgangspunkt für alle in Guiana und den nördlichen, am Orinoko liegenden Provinzen gezogenen oder gewonnenen Produkte — allerdings nur Rohprodukte, bei denen besonders die Häute eine große Rolle spielen. In manchem Jahre sind dort bei 100000 Hirschhäute verschifft, denn die Gegen- den am Apure und am Rio Negro sind die wildreichsten des ganzen Landes. Außerdem bilden Balsam, Tongabohnen und Kakao nicht unbedeutende Ausfuhrmittel. Der Handel von Bolivar ist zum großen Teil in den Händen von deutschen "Kaufleuten. Letztere versenden jedenfalls die meisten Waren; auch deutsche Handwerker, wenngleich noch in geringem Maße, haben sich dort niederlassen. Früher besuchten auch sehr viele deutsche, be- sonders Bremer Schiffe Bolivar; das scheint aber nachgelassen zu haben, teils wohl des durch die Revolution unterbrochenen Handels wegen, teils weil der Orinoko selber ein bösartiger Strom ist. Unter den Deutschen in Bolivar herrscht ein reges, geselliges Leben; sie haben ein freundliches Vereinslokal mit vielen deutschen Zeitungen, und manche von ihnen hübsche Sommersitze in der Nähe der Stadt, um dort unter den fächerblättrigen Palmen und prachtvollen Mango- bäumen die Sonntage zu verbringen. Bolivar selber ist regelmäßig gebaut, soviel es wenigstens der mit Steinen besäete Hügel, aus dem die Stadt steht, erlaubt. Sie hat aber insofern eine nicht besonders günstige Lage, als dicht unter ihr eine weite Lagune (kleiner See) einmündet, die in der trockenen Jahreszeit
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