1. Bd. 2
- S. 445
1903 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das Leben in Quito ist sehr teuer. Rindfleisch ist selten, auch
Hammelfleisch wird selten genossen, desto gewöhnlicher aber eingemachte
Sachen und Schokolade, die hier vortrefflich ist. Auch die Erdäpfel
sind von ausgezeichnetem Geschmack, das Volk trinkt eine Art Tschika,
aus dem Sirup der Zuckermühlen von I b a r a bereitet. Außerdem
werden an Obst und Gemüsen Äpsel, Birnen, Pfirsichen verschiedener
Art, Erdbeeren, Tnnas, Melonen und Kartoffeln genossen.
Die Einwohner Quitos, nach neueren Angaben 40 000, stehen in
ziemlich lebhaftem Verkehr mit dem Seehafen Gnayaqnil. Sie
beschäftigen sich hauptsächlich mit Weberei und versehen mit ihren blau-
gefärbten Tüchern fast ganz Peru.
Der in Quito vorherrschende Jndianerstamm gehört zu den ge-
bildetsten der großen peruanischen Völkersamilie, Sie sind Christen
und leben überall in Städten und Dörfern. Die Kreolen sind zwar
mild, wißbegierig und nicht ohne Geist, aber ihre angeborene Weichlich-
keit hält sie von aller eigentlichen Arbeit fern, daher bilden die Indianer,
die Mulatten und die schwarzen Sklaven den Stand der Arbeiter, die
außer den Tüchern und groben Baumwollenstoffen Teppiche und Ponchos
verfertigen und namentlich auch jene undurchdringliche, in aller Welt
unter dem Namen Gummi elasticum bekannte und gebrauchte Substanz
sammeln und zubereiten.
Ihre Kleidung ist sehr malerisch und besteht bei beiden Ge-
schlechtem aus einer Art Tunika aus einem karrierten Stoffe, welche
den Körper vom Kopf bis zu den Knieen bedeckt, Arme und Beine
aber bloß läßt. Die Frauen gehen gewöhnlich ohne Kopfbedeckung,
und die langen glänzenden Haare werden auch bei den Männern nur
selten geschoren.
Die Indianer der Umgegend tragen als gewöhnliche Waffe einen
Bogen von 2 Meter Länge, mit welchem sie kleine, an der Spitze
vergiftete Pfeile aus hartem Holze auf eine Entfernung von sechzig
Schritten mit Sicherheit schießen. Sie besuchen häufig die Märkte
von Quito, um die Erzeugnisse ihrer Felder gegen andere Bedürfnisse
zu vertauschen.
Trotz ihrer hohen Gebäude soll die Stadt früher niemals unter
den Zuckungen ihres vulkanischen Bodens gelitten haben, da sich diese
nicht kreuzten, so daß die Einwohner vollständig unbesorgt waren.
Nach den neuesten Nachrichten wurde aber die Stadt am 12. März
1859 dennoch von einem Erdbeben heimgesucht und beinahe ganz
verschüttet. Es sollen 5000 Menschen bei demselben umgekommen
fein, und der Schaden sich auf mehr als drei Millionen Dollar be-
laufen. Auch noch einige kleine Städte im Norden der Hauptstadt
wurden von diesem Erdbeben betroffen, das man auch in Guayaquil
verspürte.