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1. Bd. 2 - S. 489

1903 - Langensalza : Greßler
489 ihnen die sonstige Nahrung ausgeht; alsdann versammelt sich der ganze Stamm, bildet einen weiten Kreis und erlegt in einer Art Kesseltreiben mit den Kugeln alle Tiere, deren man habhaft werden kann. Ihre Hunde sind zur Jagd abgerichtet. Die Jagdbeute wird dann nach Maßgabe der Kopfzahl unter die verschiedenen Familien verteilt. Die Patagonier haben auch genauere Begriffe von Eigen- tum, als dle eingebornen Stämme in den Urwäldern am Amazonenstrom. Es gibt Arme und Reiche unter ihnen, und ihr Reichtum besteht vorzugsweise in Pferden und Hunden. Die Reichen besitzen vierzig bis fünfzig Pferde und mehrere Dutzend Hunde, d:e Ärmeren wenigstens ein oder zwei Pferde und nur einen Hund. In betreff anderer Gegenstände sind ihre Begriffe nicht sehr genau; hat z. B. eine Familie ihren Anteil an der Jagdbeute schon aufgezehrt, so geht jeder Hungrige zum nächsten besten Nachbar, der auch Fleisch hat, und schneidet sich, ohne zu fragen, seinen Bedarf ab. Ihre Begriffe und Gebräuche zeigen aber doch, daß sie einen höheren Grad von Bil- dung erreicht haben, als die eingeborenen Stämme von Bra- silien. Sie haben verschiedene, teils gute, teils böse Gott- heiten und glauben, die ersteren wohnen in großen Höhlen unter der Erde. Als diese guten Gottheiten die Welt schufen, erschufen sie zuerst die Patagonier in den unterirdischen Höhlen, gaben ihnen Speer. Bogen und Pfeile und die Kugeln, schickten sie dann hinaus, daß sie für sich selber Sorge trügen. Sie glauben, die Götter der Spanier haben diese auf dieselbe Weise geschaffen, aber statt der Lanzen, Bogen u. s. w. Degen und Schießgewehr gegeben. Als sodann die wilden Tiere, die Vögel und kleineren Tiere erschaffen wurden, seien die kleinsten und niedlicheren zuerst aus den großen unterirdischen Höhlen herausgekommen, die Stiere und Kühe aber seien die letzten gewesen und haben die Patagonier durch den Anblick ihrer Hörner so erschreckt, daß sie den Eingang jener Höhlen mit großen Steinen verstopften, da- mit ja keine so großen Bestien mehr herauskämen. Deshalb hatten die Patagonier auch kein Hornvieh in ihrem Lande, bis die Spanier, welche klüger gewesen und die Tiere aus ihren Höhlen gelassen hatten, sie ihnen herübergebracht. Auch eine Ahnung von Unsterblichkeit haben die Patagonier. denn sie glauben, ihre Seelen kehren nach dem Tode in die Höhlen zurück, um dort bei der besonderen Gottheit ihres eigenen Stammes zu wohnen. Auch eine Art religiösen Gottesdienstes haben sie, der aber ganz an die bösen Geister oder Kräfte gerichtet ist. Jeder Mann hat gewöhnlich nur ein Weib; allein einige Reichere, welche vierzig bis fünfzig Pferde und andere entsprechende Reichtümer besitzen, haben auch vier oder fünf Weiber. Man verschafft sich die Weiber häusiger durch Kauf, als durch ihre freiwillige Einwilligung. Die Weiber sind sehr treu und fleißig; ihr ganzes Leben ist nur eine fortdauernde Kette von Arbeit und Mühe, denn neben der Erziehung
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