1. Bd. 2
- S. 498
1903 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Gegenden ist die Plage selbst am Tage unbeschreiblich. Je trockener
die Jahreszeit und der Wald, desto massenhafter erscheinen die kleinen
Garapaten, Baumläuse von spinnenförmigem Ansehen, die sich bei der
geringsten Berührung eines Busches an die Kleider des Wanderers fest-
setzen und in die Haut einfressen.
Auch die Tiere haben von den Insekten schwer zu leiden. Die blut-
saugenden Fledermäuse sind in den Llanos die Plage der Herde und der
Schrecken der Hacienda-Besitzer. In den Grasebeneu von Guanacaste
im Staat Costa Rica kommt eine große Erdspinne vor, die alljährlich
Hunderte von Pferden durch ihren Biß am Fuß tötet, welcher Eiterung
erregt, und infolgedessen die Pferde ihre Hufe verlieren.
Nicht so stetig ist in diesem Lande die furchtbare Erscheinung
der Wanderheuschrecken. Man rechnet zweimal in jedem Jahrhundert
auf ihren Besuch. Wenn sie aber einmal da sind, so sehen sie ihre
Verheerungen drei bis vier Jahre hintereinander fort, und ver-
schwinden dann plötzlich aus unbekannten Ursachen, nachdem sie der
Anwendung aller menschlichen Zerstörungsmittel getrotzt hatten. Diese
Plage stellte sich leider während unseres Besuches in Mittel-Amerika
in den Jahren 1853 und 1854 ein. Sie hatte, wie gewöhnlich,
gänzliche Mißernten in den tiefen Regionen und Hungersnot zur
Folge. Die Heuschrecken kommen aus dem Süden wolkenartig geflogen.
Sie verbreiten sich zuerst über Costa Rica und Nicaragua und er-
scheinen erst ein halbes Jahr darauf in San Salvador, Honduras und
Guatemala.
Wenn die Schwärme dieser geflügelten Loknsiden sich der Erde
nähern, so verbreiten sie ein eigentümlich schwirrendes Geräusch. Nur
einzelne kleinere Schwärme verirrten sich in die höheren Andesregionen
von 1250 bis 1570 Meter und besuchten selbst die Hochebene von
Guatemala, zogen sich aber bald wieder von dort in die tieferen
wärmeren Gegenden zurück. Es erneuern sich davon drei Generationen
in jedem Jahr, und die junge Brut bleibt drei Monate lang kriechend
und hüpfend auf Büschen und Bäumen, bis sie Flügel bekommt und
ausgewachsen ist. Dann erheben sich die Heuschrecken plötzlich in
großen Schwärmen, rauschen hoch in der Luft über den Urwald hin
und lassen sich fast immer nur an gelichteten Stellen nieder; denn sie
lieben mehr die Kulturpflanzen, als die wilde Waldvegetation, und
nehmen mit letzterer gewöhnlich erst vorlieb, wenn sie eine Plantage
rein abgefressen haben.
In unabsehbaren Massen von vielen tausend Millionen sahen wir
diese Orthopteren während des Sommers 1854 in den Llanos und
Wäldern des Staates Guatemala zwischen Esquintla und Jtapa. Alle
versuchten Mittel des Schreckens wie der Zerstörung durch Trommeln,
Schellen, Gewehrschüsse oder durch Anlegen von Gräben und An-
zünden großer Feuer konnten die dortigen Mais- und Zuckerpflan-
znngen nicht retten. Die Heuschrecken ließen sich auf ihrem Ver-