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1. Bd. 2 - S. 498

1903 - Langensalza : Greßler
498 Gegenden ist die Plage selbst am Tage unbeschreiblich. Je trockener die Jahreszeit und der Wald, desto massenhafter erscheinen die kleinen Garapaten, Baumläuse von spinnenförmigem Ansehen, die sich bei der geringsten Berührung eines Busches an die Kleider des Wanderers fest- setzen und in die Haut einfressen. Auch die Tiere haben von den Insekten schwer zu leiden. Die blut- saugenden Fledermäuse sind in den Llanos die Plage der Herde und der Schrecken der Hacienda-Besitzer. In den Grasebeneu von Guanacaste im Staat Costa Rica kommt eine große Erdspinne vor, die alljährlich Hunderte von Pferden durch ihren Biß am Fuß tötet, welcher Eiterung erregt, und infolgedessen die Pferde ihre Hufe verlieren. Nicht so stetig ist in diesem Lande die furchtbare Erscheinung der Wanderheuschrecken. Man rechnet zweimal in jedem Jahrhundert auf ihren Besuch. Wenn sie aber einmal da sind, so sehen sie ihre Verheerungen drei bis vier Jahre hintereinander fort, und ver- schwinden dann plötzlich aus unbekannten Ursachen, nachdem sie der Anwendung aller menschlichen Zerstörungsmittel getrotzt hatten. Diese Plage stellte sich leider während unseres Besuches in Mittel-Amerika in den Jahren 1853 und 1854 ein. Sie hatte, wie gewöhnlich, gänzliche Mißernten in den tiefen Regionen und Hungersnot zur Folge. Die Heuschrecken kommen aus dem Süden wolkenartig geflogen. Sie verbreiten sich zuerst über Costa Rica und Nicaragua und er- scheinen erst ein halbes Jahr darauf in San Salvador, Honduras und Guatemala. Wenn die Schwärme dieser geflügelten Loknsiden sich der Erde nähern, so verbreiten sie ein eigentümlich schwirrendes Geräusch. Nur einzelne kleinere Schwärme verirrten sich in die höheren Andesregionen von 1250 bis 1570 Meter und besuchten selbst die Hochebene von Guatemala, zogen sich aber bald wieder von dort in die tieferen wärmeren Gegenden zurück. Es erneuern sich davon drei Generationen in jedem Jahr, und die junge Brut bleibt drei Monate lang kriechend und hüpfend auf Büschen und Bäumen, bis sie Flügel bekommt und ausgewachsen ist. Dann erheben sich die Heuschrecken plötzlich in großen Schwärmen, rauschen hoch in der Luft über den Urwald hin und lassen sich fast immer nur an gelichteten Stellen nieder; denn sie lieben mehr die Kulturpflanzen, als die wilde Waldvegetation, und nehmen mit letzterer gewöhnlich erst vorlieb, wenn sie eine Plantage rein abgefressen haben. In unabsehbaren Massen von vielen tausend Millionen sahen wir diese Orthopteren während des Sommers 1854 in den Llanos und Wäldern des Staates Guatemala zwischen Esquintla und Jtapa. Alle versuchten Mittel des Schreckens wie der Zerstörung durch Trommeln, Schellen, Gewehrschüsse oder durch Anlegen von Gräben und An- zünden großer Feuer konnten die dortigen Mais- und Zuckerpflan- znngen nicht retten. Die Heuschrecken ließen sich auf ihrem Ver-
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