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1. Bd. 2 - S. 114

1886 - Langensalza : Greßler
114 Gazellen und Hirsche. Zu Zugtieren gebraucht man Büffel, zu Waren- trausporten das Kamel, obgleich die Pferde stark und wohlgebaut und die Esel lebhafter und höher sind als gewöhnlich. Die Angoraziege gedeiht bloß auf einem etwa 500 Quadratmeilen großen Raume west- lich vom Kisil-Jrmak, und artet in andern Gegenden überall aus. Dieses Tier verlangt wenig Pflege, verträgt aber nicht die Nähe stehen- der Gewässer und ganz geschlossene oder gegen die Kälte gar nicht geschützte Ställe. Die einheimischen Schafe sind meist breitschwänzig. Von Vögeln kommen Adler, Falken, Haubenkrähen, Trappen, Störche, Reiher, Wachteln und Rebhühner vor. An den Küsten trifft man auch Tintenfische. Landschildkröten sind auch nicht selten, und Blutegel werden in bedeutender Menge über Smyrna nach Italien und Frank- reich ausgeführt. Wenden wir uns nun zu den Bewohnern Anatoliens, den Türken. Im allgemeinen weiß jeder, wie ein Türke ellva aussieht: ernst, würdig, beturbant, weithosig, krummbeinig, langbärtig, langpfeifig: aber das All- tagsleben ist weniger bekannt. Eine Reisende erzählt uns darüber folgendes: „Ich habe die Türken in ihrer eigentlichen, noch nicht von der Civilisation beleckten Heimat, in Kleinasien kennen gelernt und kaun daher von ihrem wahren Wesen und ihren echten Farben sprechen. Wir kamen ihnen vom Hause aus mit vollkommenem Vertrauen ent- gegen und hatten nie Ursache, es zu bereuen. Furchtlos, ohne bewaff- nete Diener, ritten wir umher und wurden überall, besonders auf dern Lande, mit der größten Freude begrüßt. Mancher alte Türke gab uns ein trauliches Kopfnicken und freundliches Wort. Ost mußte ich vor dem vergitterten Fenster eines türkischen Mädchens stehen bleiben und mich neugierig ausfragen lassen wegen meines Unglaubens, meiner Kleidung und meiner Freiheit, um die sie mich herzlich beneideten — arme, gefangene Sklavinnen! Manche Frau kam auch heraus zu uns, um und um eingehälset, um sich vor meinem Vater nicht sehen zu lassen, sich mir nur dicht Auge gegen Auge zeigend, um mir Früchte, Quitten oder Pflaumen zuzustecken und ein freundliches Wort von mir zu erhaschen. Mit welcher Freude erinnere ich mich unserer köstlichen Spazier- ritte, vom dämmernden Morgen bis zur frisch aufgehenden Sonne, durch schwer beladene Weingärten, an einsamen ländlichen Hütten vor- bei, in denen die Weinbergswächter schliefen, so oft es ging, nie aber, ohne ein Auge offen zu behalten, da die Trauben von Menschen und Tieren arg angefeindet werden, in wüste Strecken hinein, durch sichten- dunkle Schluchten, durch welche nie ein Sonnenstrahl drang, hin an rauschenden donnernden Wasserfällen und aufsteigend in Paradiese der wildesten, üppigsten Vegetation, aus welcher uns nicht selten kleine schwarze Bären, Bewohner der Berge, aber große Liebhaber der Trauben des Thales, oder scheußlich heulende Schakals entgegensprangen. Auch trafen wir manchen Deserteur von der Armee, der hier in diesen Wild-
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