1. Bd. 2
- S. 149
1886 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Rindern, Pferden und Kamelen bestehen. Die afrikanischen Wüsten
sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die wie Inseln
in einem Sandmeer liegen, und von Flüssen oder Seeen bewässert
werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung; die genügsamen
Kamele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohlriechenden
Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in der Wüste
wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man Oasen.
Sie werden häufig bewohnt und sind meistens durch eine Menge
Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.
Die vornehmsten Produkte des Pflanzenreichs von Afrika über-
haupt sind: Reis, Getreide, indisches Korn, Hülsenfrüchte, Sennes-
blätter, Pomeranzen, Citronen, Datteln, Öl, Pfeffer, Kaffee,
Zuckerrohr, Gummi, Tabak, Indigo, Baumwolle u. s. w. —
Das Tierreich zeichnet sich durch Größe, Stärke und Wildheit aus.
Der afrikanische Elefant ist schwer zu zähmen; das schwerfällige
Rhinoceros kämpft mit den Löwen und Tigern, viele giftige
Schlangen lauern in den Wäldern auf Beute; Hyänen durch-
streifen die Fluren; in den großen Flüssen hausen das riesige Krokodil
und das unförmliche Nilpferd; in den Gipfeln der Bäume wohnen,
zahlreiche Affen, Papageien und andere Vögel mit dem schönstem
Gefieder; auf den Hochflächen leben zahlreiche schlanke Gazellen und
flüchtige Antilopen; die stattlichen, schöngezeichneten Giraffen und
bunten Zebras grasen in den Thälern; Dromedare und einhöckrige
Kamele sind gleichsam Schiffe, auf welchen die Reisenden ihre Waren
durch das große Sandmeer fortschaffen, wo auch die Strauße bis-
weilen herdenweise sich blicken lassen — diese Mitteltiere zwischen Vogel
und Säugetier, diese Giraffen unter den Vögeln, die mit den Beinen
fliegen und mit den Flügeln rudern und gefiederte Kamele genannt
werden können, lind, wißt ihr, wohin die Störche und Kraniche
ziehen, wenn diese Zugvögel uns im Herbste verlassen? Nach Nord-
afrika. — Das Mineralreich liefert Kupfer, Gold u. s. w.
Auf der Nordküste von Afrika, die reich an Städten ist, blühen
auch städtische Gewerbe und Manufakturen in Seidenwaren, Lein-
wand, Leder u. s. w. Im Innern aber beschränkt sich der ganze
Knnstfleiß der Einwohner auf einige Baumwollenzeuge, die sie zm
ihrer Bedeckung weben, und dazu gehört nicht viel, denn ihr ganzes
Gewand ist ein Schurz, ihre Wohnung ein Zelt oder eine Hütte. Mit
allem, was sie sonst bedürfen zu ihrem Unterhalte, sind sie von der
Natur reichlich beschenkt worden. Vieles von dem, was sie haben,
können sie zuni Handel mit den Europäern und Kaufleuten anderer
Erdteile benutzen, wie z. B. Baumwolle, Gummi, Indigo, Kupfer,
Gold, Elfenbein, auf der Nordküste auch Getreide.
Dieser innere Verkehr wird durch Karawanen geführt, die mit
Salz, Datteln, Goldstaub und andern Waren handeln. Aus ihrem
Reisen durch die großen Sandwüsten wird diesen Karawanen nicht