1. Bd. 2
- S. 209
1886 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Falle Rechte aus den Grund und Baden, auf das Land erlangt, es
hat zuiu erstenmal eine wirkliche Kolonie.
Der Anblick von Kanierun ist für denjenigen, der in der von der
spanischen Insel Fernando Po und dem Festlande gebildeten Meeres-
bucht sich dem Ambozer Hochlande nähert, ein herrlicher. Ein
von der Küste scharf ansteigendes Hochland sieht man vor sich; die
Küste selbst ist hier so malerisch gegliedert, wie an keiner anderen
Stelle des afrikanischen Festlandes. Die vielen sich ins Meer ergießenden
Flüsse, ans den Bergen herabkommeud und sich an der Mündung in
viele Arme teilend, bilden unzählige kleine Kanüle, Buchten und Deltas.
Das ganze Gebiet von Kamerun ist eingeschlossen von zwei Flüssen,
dem Alt-Kalabar und dem Kamerun; eine Anzahl anderer strömen
hier ebenfalls dem Meere zu, so der Rio bei Rey und der Bonny.
Es sind dies die sogenannten Ölflüsse, aus welchen das kostbarste
Produkt dieser Gegeuden, das Palmöl, aus dem Innern bis zur
Küste verschickt wird. Wenn mau sich der bedeutenden Schwierigkeiten
des Landtransportes in Afrika erinnert, der Unzahl von Trägern für
verhältnismäßig geringe Lasten, der Unmöglichkeit, Zugvieh und Pferde
wegen der Thetse-Fliege zu verwenden, dann wird der Vorteil, bis tief
ins Innere schiffbare Wasserstraßen zu finden, um so mehr einleuchten.
Von der Küste steigt das Land terrassenartig an, einen prachtvollen
Anblick darbietend in seiner üppigen Vegetation von P a l m e n und
Bananen; ans allen Stufen der großen Bergterrasse des Kamerun-
gebirges sind Hütten und kleine Ortschaften angesiedelt, eingehüllt und
umrahmt von tropischen Gewächsen aller Arten, während den erhabenen
Hintergrund dieser originellen Landschaft die höheren Erhebungen des
Gebirges bilden, überragt von dessen höchster Spitze, dem großen
Pick. Von der Insel Fernando Po aber winkt der Clarence Pick
herüber und auf den drei kleinen, in der Meerenge dein Festlande
gegenüberliegenden Inseln — von den Portugiesen früher I l h a s
A m b o z e s genannt, erheben sich, ebenfalls steil aufragend, als ob sie
unmittelbar dem Meere entstiegen, hohe Berge. Sv umfaßt der Blick
die See, die Inseln, die Buchten und Flußmündungen, das aufsteigende
Land und die ragenden Berge mit ihren zerrissenen Kraterkegeln. Die
Ambasa-Bucht — so heißt der innerste Teil der Bai von Biafra,
die wieder der südliche Ausschnitt des Golfs von Guinea ist — ist
wegen ihrer landschaftlichen Schönheit mit Recht berühmt.
Der Afrikareisende Robert Flegel, welcher im Jahre 1879 diese
Gegend besuchte, entwirft von Kamerun die folgende Schilderung:
„Am Fuße der meerumwogten vielgestaltigen Felsen bis zur Höhe
von 750 und 900 Meter zeigt sich die tropische Vegetation in ihrer
ganzen üppigen Schönheit. Da erfreuen neben den Riesen der tro-
pischen Pflanzenwelt, an denen der Blick mit Staunen emporstrebt,
schlanke Palmen mit ihren Federkronen und das herrliche Grün der
Banane und des Pisang das Auge. Endlose Lianen mit seltsam
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