1. Bd. 2
- S. 235
1886 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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21. Kapstadt. (30000 Ew.)
Großartiger Enipfang war unserem Dampfer oder vielmehr den
militärischen Personen vorbereitet. Am Hafen hatten sich Tausende
eingefunden, ihre Freude durch endloses Hurrarufen bekundend. Die
Mehrzahl bestand aus Farbigen aller Schattierungen, Negern mit
assenühnlichem Ausdrucke und mächtig gebauten schönen Schwarzen, die
für gefärbte Kaukasier gelten könnten, zahllosen Malayen, Indiern,
Kafsern und Fingos. Dazwischen fallen Europäer aller Nationen,
elegante Reiter und feine Equipagen auf.
Eine Deputation, bestehend aus dem Bischof der Kapstadt, dem
Statthalter und anderen Persönlichkeiten, geleitete den General in die
Stadt. Wir selbst, nach langem Warten, bemächtigen uns eines Wagens
und fahren in raschem Trabe zum Hotel, welches ungefähr eine halbe
Stunde entfernt ist.
Auf See war es durch den Gegenwind etwas kühl, doch nun am
Lande merkte man wohl, daß in diesem südlichen Himmelsstriche die
Jahreszeiten umgekehrt sind, wie im Norden. Kapstadt macht, von
ferne gesehen, den Eindruck einer spanischen oder portugiesischen Stadt
durch die geraden Straßen, weißen Häuser und flachen Dächer; doch
ein Blick ins Innere zeigt englisches Leben und gleiche Einförmigkeit.
Die Stadt zieht sich im Halbkreis um die Bai, am Fuße des
Signalberges beginnend, der später sich steil erhebend einen wunder-
lich geformten Kegel, den Löwenkopf, zeigt, um dann endlich in einer
weiteren, fast senkrechten Erhebung in den 900 Meter hohen Tafel-
berg überzugehen.
Der Tafelberg schließt imposant den Hintergrund des Vorlandes,
welches sich bis nach Wynberg und dann weiter bis an das Ende
der genannten Bai hinzieht, und welches in jeder Hinsicht ein frucht-
bares, wohl angebautes Land bietet. Durchschnitten von der Eisenbahn
und guten Straßen, können die Produkte leicht zur Kapstadt gebracht
werden, wo sie in einer großen Markthalle öffentlich zum Verkauf
kommen.
Die Straßen der Kapstadt find meistens recht breit, und abends
durch Gas und elektrisches Licht erleuchtet. Pferdebahnen erleichtern
den Verkehr mit kleinen Vorstädten, wo viele Privathäuser sind und
recht gute Seebäder. Außerdem sind mehr als genügend vorhandene
Droschken, Zweiräder u. s. w. beständig auf den Straßen, um allen An-
sprüchen einer schnellen Beförderung zu entsprechen.
Auffallend ist die große Anzahl von Hotels und Gasthäusern, doch
sind nicht alle ihrem Namen entsprechend und manche recht schmutzig.
Trotz der guten Lage der Kapstadt sind Kanalisation und Reinlichkeit
ungenügend; die verschiedenen Gerüche, die oft herrschen, sagen nur zu
deutlich, daß Seuchen eine günstige Stätte sinden. So Pocken, Cholera
und Fieber.