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1. Bd. 2 - S. 391

1886 - Langensalza : Greßler
391 hang des Gesteins auf dem Felskamm machte nur größere Vorsicht nötig, da viele Massen, die wir für anstehend hielten, lose in den Sand gehüllt lagen. Wir schritten hintereinander und um so langsamer fort, als man die Stellen prüfen mußte, die unsicher schienen. Wir waren nun 5430 Meter hoch. Nach einer Stunde vorsichtigen Klimmens wurde der Felskamm weniger steil, aber leider blieb der Nebel gleich dick. Wir fingen nun nach und nach an, alle an großer Übelkeit zu leiden. Der Drang zum Erbrechen war mit etwas Schwindel verbunden und weit lästiger als die Schwierigkeit zu atmen. Wir bluteten aus dem Zahnfleisch und aus den Lippen. Die Bindehaut der Augen war bei allen eben- falls mit Blut unterlaufen. Die Nebelschichten, die uns hinderten, entfernte Gegenstände zu sehen, schienen plötzlich zu zerreißen. Wir erkannten und zwar ganz nahe den domförmigen Gipfel des Chim- borasso. Es war ein ernster großartiger Anblick. Die Hoffnung, diesen ersehnten Gipfel zu erreichen, belebte unsere Kräfte aufs neue. Der Felskamm, der nur hie und da mit dünnen Schneeflocken bedeckt war, wurde etwas breiter; wir eilten sicheren Schrittes vorwärts, als auf einmal eine Schlucht von etwa 125 Meter Tiefe und 20 Meter Durchmesser unserm Unternehmen eine unübersteigliche Grenze setzte. Wir sahen deutlich jenseit des Abgrundes unsern Felskamm in der- selben Richtung sich fortsetzen, doch zweifle ich, daß er bis zum Gipfel selbst führt. Die Kluft war nicht zu umgehen. Wir hatten eine Höhe von 5650 Meter erreicht. Wir blieben kurze Zeit in dieser traurigen Einöde, bald wieder ganz m Nebel gehüllt. Wir sahen nicht mehr den Gipfel des Chim- borasso, keinen der benachbarten Schneeberge, noch weniger die Ebene von Quito. Da das Wetter immer trüber wurde, so eilten wir auf demselben Felskamm herab, der unser Aufsteigen begünstigt hatte. Vorsicht war indessen wegen Unsicherheit des Trittes noch mehr nötig, als im Heraufklimmen. Als wir ungefähr in 5460 Meter Höhe waren, fing es heftig an zu hageln. Zwanzig Minuten, ehe wir die untere Grenze des ewigen Schneees erreichten, wurde der Hagel durch Schnee ersetzt. Die Flocken waren so dicht, daß der Schnee bald viele Centimeter tief den Boden bedeckte. Wir wären gewiß in Ge- fahr gekommen, hätte uns der Schnee aus 5650 Meter Höhe über- rascht. Um zwei Uhr erreichten wir den Punkt, wo unsere Maultiere standen. Der Teil unseres Aufklimmens oberhalb des ewigen Schneees hatte nur 3^2 Stunden gedauert." 42. Der Aniazorienstrorn.* Der Amazonenstrom, der größte Strom der Erde, bildet das mittelste der drei großen Wassersysteme Südamerikas. Ihm strömen * Nach Martins und Pöppig.
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