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1. Europa - S. 70

1913 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
nachmittags von 3 bis 5 Uhr die Vornehmsten antreffen kann. Das Leben in Petersburg hat mehr den Charakter des Geschäftslebens, mehr Zwang und weniger Gemütlichkeit. Stark sind die Gegensätze des Klimas : im Sommer bis -f- 30 °, im Winter bis — 30 °. Sinkt das Thermo- meter auf —20°, so trifft man besondere Maßregeln. Die Polizei wird aufmerksamer, die Offiziere machen Tag und Nacht die Runde, um die Schildwachen, die dann Pelze bekommen, wach zu halten. Bei — 25° werden die Theater geschlossen; die Furcht, Augen, Ohren oder Nase durch den Frost zu verlieren, beänstigt jeden. b) Aus dem Innern Petersburgs. Peter-Pauls-Kathedrale. Schräg gegenüber vom Winterpalais, am rechten Newaufer, erhebt sich die jetzt bedeutungs- lose, einst als Gefängnis berüchtigte Festung. In ihr liegt die mit großer Pracht ausgestattete Peter-Pauls-Kathedrale mit in Gold eingerahmten und vielfach mit Edelsteinen besetzten Heiligenbildern und der Beerdigungsstätte der kaiserlichen Familie. Das Grabmal Peters des Großen, ein einfacher Sarkophag aus weißem Marmor, hat auf goldener Tafel die Inschrift: „Vater des Vaterlandes". Neben ihm ruht seine Gemahlin Katharina I.; neben ihr die Tochter Peters des Großen, die Kaiserin Elisabeth, deren Tod von so bedeutender Wichtigkeit für den Ausgang des Siebenjährigen Krieges geworden ist. Ferner ruhen hier Peter Iii., der Enkel Peters des Großen, und seine Gemahlin Katharina Ii., deren bescheidenes Geburtshaus noch in Stettin gezeigt wird, wo ihr Vater, der Fürst von Anhalt-Zerbst, Gouverneur war. Aber sie wurde so gänzlich Russin, daß ihr Name im Volke gleich hinter Peter dem Großen und auch mit der Bezeichnung „die Große" genannt wird. Auf der Marmor- gruft Alexanders I. sehen wir die Medaillen für die Freiheitskriege und den Einzug in vparis. Berühmt ist das Glockenspiel der Kirchturmuhr. Im Museum stehen in langer Reihe französische Kanonen und Adler. Das Winterpalais, schräg gegenüber, hat vortreffliche Lage. Schon Peter der Große besaß an dieser Stelle 1711 ein zweistöckiges Gebäude. Das jetzige Palais hat über 1500 überaus prächtige Räume, reich geschmückt mit Marmor, Malachit, Gold und Gemälden. Im Weißen Saale werden die großen Hoffeste abgehalten, namentlich am Neujahrstage, Ostern und am Tage der Wasserweihe. Die benachbarte Alte Admiralität, gleich- falls an der Newa, ist ein großartiges Gebäude von 400 m Länge, Sitz des Marine- ministeriums und Marinemuseums. Weiter folgt das älteste Monument der Stadt, das Denkmal Peters des Großen, großartig in seiner Einfachheit und edlen Aus- führung. Es stellt den Kaiser zu Pferde dar, einen Felsen hinaufsprengend, mit entblößtem, lorbeerumgränztem Haupte, in der faltenreichen römischen Toga, die Rechte gebieterisch ausgestreckt. Unter den Hinterfüßen des Pferdes windet sich eine getretene Schlange. Der Granitblock aus Finnland ist etwa 100 000 Pfund schwer. Er trägt die Inschrift: Petro Primo Catharina Secunda. Nahe dabei steht die Isaaks- k ir che, das schönste und reichste Gotteshaus der Stadt, eins der hervorragendsten Bauwerke der Welt. Der Bau dieser Kathedrale kostete über 25 Millionen Rubel, das Pfahlrost-Fundament allein über 2 Millionen Mark. An der entgegengesetzten Seite des Winterpalais ist die Kaiserliche Eremitage, von Katharina Ii. als großartigstes Kunstmuseum begründet, von Nikolaus im griechischen Stil erbaut. In der Gemäldesammlung finden wir 2000 Gemälde, 320 von Italienern (Raffael, Lionardo da Vinci, Tizian usw.), 970 von Nordländern (96 von Rembrandt, 60 von Rubens, 34 von van Dyck) und Deutschen, 115 von Spaniern (Murillo, Velasquez) usw. Weit vom Mittelpunkt der Stadt abgelegen ist der Taurische Palast, von Katha- rina Ii. erbaut und ihrem Günstling, dem Fürsten Potemkin, geschenkt, jetzt Sitz der Reichsduma. c) Umgebung. Aus der Umgebung ist bemerkenswert: a) Zárs-
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