1913 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Oppermann, Edmund, Pottag, Alfred
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
bis 2375 m (Jumruktschal). Die Pässe liegen sehr hoch, aber unwegsam
ist der Balkan doch nicht zu nennen, denn es führen 30 Wege hin-
über. So konnte er nicht eine Völkerscheide bilden; wohl aber ist er
seiner Geschlossenheit und Höhe wegen eine Klimascheide. Am be-
rühmtesten ist der im türkisch-rassischen Kriege heiß umstrittene
Schipkapaß, der besonders sanft von N von der altbulgarischen
Königsstadt Tirnowa bis zu 1330 m Höhe — Brenner 1310 m ! — empor-
steigt und in langen Windungen zu dem Dorfe Schipka und in das
Tal der Rosengärten von Kasanlyk hinabführt. Nahe dem Westende
bricht der am Rilogebirge entspringende Isker in engem Tale nach
N durch. Herodot sagt: „Er spaltet das Gebirge mitten durch". Süd-
lich von dem steil abstürzenden Balkan zieht eine Senke, wahrschein-
lich ein Grabeneinbruch, durch den die Tundscha, der größte Neben-
fluß der Maritza, fließt. Dieses auch durch zahlreiche heiße Quellen
ausgezeichnete Tal hat Moltke mit den Worten gepriesen: „Von dem
Wasserreichtum dieser Gegend kann man sich kaum eine Vorstellung
machen. Das ganze Tal ist ein Bild des gesegnetsten Wohlstandes und
der reichsten Fruchtbarkeit, ein wahres gelobtes Land. Die Luft ist
von Wohlgerüchen erfüllt, denn Kasanlik ist das Land der Rosen:
viele Millionen von Zentifolien sind über den lichtgrünen Teppich der
Rosenfelder ausgestreut." Parallel dem Balkan zieht der Antibalkan,
der im W mit dem Witosch bei Sofia beginnt, aber dann als niedrigeres
Gebirge zieht. Der waldreiche Ost- oder Kleinbalkan ist viel
breiter und niedriger als der Balkan, er hat auch mehrere Längstäler,
daher ist er nicht leichter zu überschreiten. Scharf fällt er zum
Schwarzen Meer ab. Gleich den Alpen und Karpathen ist der Balkan
durch eine kräftige Faltung der Schichten emporgetrieben worden.
Vielleicht ist der Balkan der westliche Flügel eines großen Ketten-
gebirges, das im taurischen Gebirge und im Kaukasus sich fortsetzt
und dessen gesamter Bogen südwärts gegen die Tiefen des Schwarzen
Meeres sich öffnet. Ursprünglich ist der Balkan ein Waldgebirge ge-
wesen, und auch heute trägt er noch dichte Wälder, auf der Nordseite
von Buchen- und Nadelholz, auf der Südseite von Walnüssen und
Kastanien. Treffend vergleicht man den Balkan mit dem Sächsi-
schen Erzgebirge. Länge des Balkans — im ganzen G00 km —
4mal so groß. Höhe? Fast doppelt so hoch: 2375 m gegen 1240 m
im Keilberg. Beide eine gefaltete, am Südrand hochgehobene Ur-
gebirgsscholle, daher nach S steil zu. Beide nach N sanft geneigt:
hier bis zum Steilabfall zur Donau, dort zum Norddeutschen Flach-
land. Hier wie dort liegen wichtige Städte am Nordrande : hier Widin,
Nikopoli, Rustschuk, Silistria; dort Zwickau, Chemnitz, Freiberg, Dres-
den. Beide haben südlich einen Grabeneinbruch, parallel dem Rücken,
mit heißen Quellen: hier das Tal der Tundscha, dort das der Eger.
Hier wie dort ziehen jenseit des Grabens parallel niedrigere Höhen: