1913 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Oppermann, Edmund, Pottag, Alfred
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
sind über den lichtgrünen Teppich der Rosenfelder ausgestreut. Nach
dem Koran entstanden die Rosen erst während der nächtlichen Himmel-
fahrt des Propheten, und zwar die weißen aus seinen Schweißtropfen,
die gelben aus denen seines Tieres und die roten aus denen -des
Gabriel/' b) Kasanlik. Von der Höhe des Schipkapasses hat man
eine weite Aussicht über das Hügelland von Bulgarien und eine noch
schönere nach Süden in das reizende Tal von Kasanlik. Wie eine
Landkarte liegen die Felder, Wiesen und Dörfer da, die weißen Wege
und die Bäche, deren Lauf an prächtigen Bäumen kenntlich ist. In
einem Wäldchen von riesenhaften Nußbäumen liegt das Städtchen
Kasanlik versteckt; selbst die Minaretts vermögen nicht über die Berge
von Laub und Zweigen herauszuschauen. Von dem Wasserreichtum
der Gegend vermag man sich kaum eine Vorstellung zu machen. Das
ganze Tal ist das Bild des gesegneten Wohlstandes, ein wahres ge-
lobtes Land. Kasanlik ist das Kaschmir Europas, das türkische Gu-
list.an, das Land der Rosen. (Hierzu das Wandbild „Rosenernte am
Balkan" von Dr. Wünsche.) Die Frauen auf dem Bilde sind Bulgarinnen
in der Landstracht. Sie tragen die vorn und hinten herabfallende bunte
Schürze, die weißen weiten Ärmel, die großen Münzen am Halse,
die Agraffen am Gürtel, die ihre Vorfahren schon in der vortürkischen
Zeit getragen haben.
12. Das obere Maritzabecken oder Ostrumelien.
a) Das obere Maritzabecken oder Ostrumelien1) erstreckt sich zwi-
schen Balkan und Rhódope. Das Rhódopegebirge und seine östliche
niedrigere Fortsetzung trennen die beiden Maritzabecken, baumarme
Schwemmlandebenen, das obere mit Philippopel, das untere mit Adria-
nopel und Konstantinopel. Das erst 1908 mit Bulgarien vereinigte
Ostrumelien hat fruchtbaren dunklen Boden, der mit den ungarischen
Pußten vergleichbar ist und Weizen, Mais, Tabak und Reis trägt,
b) Philippopel und Bur g as. Die Hauptstadt Philippopel ist seit
ihrer Gründung durch den Schöpfer der makedonischen Weltmacht,
Philipp Ii., immer der erste Platz der Ebene geblieben und war zur
Römerzeit auch Hauptstadt der Provinz Thrazien. Sieben von der
Maritza bespülte Syenithügel bestimmen die Lage der von etwa 50000
Menschen bewohnten Stadt, die der Mittelpunkt eines bedeutenden
Getreidehandels ist. Vorwiegend nach dem Hafen Bur g as (15000
Einwohner) geht das Getreide. Den Süden Ostrumeliens bilden die
steilen Nordabhänge des c) Rhódopegebirge oder des D é spoto -
dag h2). Dieses breite Gebirge, das vom Rilogebirge durch Ostrumelien
und Thrazien zieht, hat im Mittel 1000 m Höhe und ist sehr waldreich.
1) Ostrumelien = Ost-Rom-Land. Rum ist die orientalische Form für Rom. Die
Morgenländer nennen die Griechen, überhaupt die Europäer, Rumi.
2) Rhódopegebirge = Rosengebirge, Destpotodagh — Despoten- oder Pfaffenberg.
Oppermann u. Pottag, Präp. Bd. I. 9