1913 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Oppermann, Edmund, Pottag, Alfred
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Welt. Im N, noch innerhalb des großen Festungsgürtels, liegt St.
Denis (65000 Einw.), berühmt durch ihre gotische Basilika, die Gruft-
kirche der französischen Könige. Diese Kathedrale soll im 3. Jahr-
hundert über dem Grabe des heil. Dionysius erbaut sein. Er hatte von
Rom aus den Parisern das Christentum gebracht, gilt daher als der
erste Bischof des Landes. Auf dem Montmartre soll er den Märtyrertod
erlitten haben. Hier trat Heinrich Iv. feierlich zum katholischen Glauben
über, und 1810 wurde Napoleon hier mit der Erzherzogin Marie Luise
getraut. Im W liegt die Sommerresidenz der französischen Könige,
St. Germain (en Laye) mit herrlichem Wald. Hier wurde Ludwig Xiv.
geboren und residierte hier auch, bis ihm das Schloß nicht mehr ge-
nügte und er in Versailles eine prächtige Residenz erbaute. Nahe
bei Paris, durch die Seine getrennt, Boulogne gegenüber, liegt westlich
St. Cloud, benannt nach einem Enkel des Frankenkönigs Chlodwig,
ein stilles Städtchen. Hier wurde 1815 die Übergabe von Paris an
Blücher und Wellington unterzeichnet. Es war auch Sommerresidenz
der königlichen Familie, als Napoleon Iii. von hier die Kriegserklärung
gegen Deutschland erließ. 18 km im Wsw liegt Versailles (55000
Einw.), „das französische Potsdam", dessen großartiges, für etwa
500 Mill. Franks erbautes Schloß an die Glanztage Ludwigs Xiv.
„des Sonnengottes", erinnert. Mit Recht sagt man, Versailles sei für
das Schloß erbaut. Alle Straßen laufen auf den Prachtbau zu, der
aber nicht der Stadt, sondern dem Schloßgarten seine herrliche, über
500 m lange Vorderseite zukehrt. Das Schloß bildet eine Art nationaler
Ruhmeshalle; Galerie reiht sich an Galerie, mit vielen Gemälden von
Meisterhand. Für Hunderte von Schlössern in Europa ist der Palast
in Versailles das Muster geworden; aber kein Fürst konnte wie Ludwig,
um seiner Laune zu fröhnen, Hunderte von Millionen so verschwenden.
„Keinem Fürsten gelang es, einen Park zu schaffen, dessen großen
Züge die Perspektive des Bauwerkes in solcher Feinheit fortsetzten
und in so harmonischer Weise den Übergang von der Regelmäßigkeit
der Architektur zu der feinen Natur vermittelt." Großartig sind auch
die Wasserkünste. Hier war vom 6. Okt. 1870 bis 6. März 1871 das
Hauptquartier der deutschen Heere, und in der Spiegelgalerie, in
der Galerie des Glaces, nahm König Wilhelm I. die Deutsche Kaiser-
krone. Jetzt bildet das Schloß ein großartiges Nationalmuseum, in
welchem Büsten, Porträts, Schlachtenbilder usw. an die ruhmreiche
Vergangenheit erinnern.
12. Bretagne und Westnormandie.
a) Allgemeines. Lage. Verfolgen wir die Grundlinie der
stark ausgebildeten Halbinsel Bretagne nach N, so treffen wir die
Halbinsel Normandie (Contentin), nach S die Vendée. Bau. Warum
bildet dieses Gebiet eine Einheit? Es ist ja (wie das Französische