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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 3

1912 - München : Kellerer
— 3 — Bedingungen erfüllt, unter denen sie sich wohl fühlen, ihnen tunlichst alles bietet, was sie in Freiheit, in der Heimat haben. Im Winter beherbergen eigene Warmhäuser die Abkömmlinge der heißen Länder, die mächtigen Löwen, die wilden Tiger, die empfindlichen Affenarten, kurz alle, die vor rauhen Winden, strenger Kälte, Regen und Schnee geschützt werden müssen. Aber nicht nur die Örtlichkeit wurde nach Kräften den Heimatverhält- nissen angepaßt, auch die Nahruug richtet sich nach dem, was sie in der Heimat brauchen und finden. Nicht umsonst ist das Füttern der Tiere verboten. Man wollte nicht nur dem Überfuttern vor- beugen, sondern auch verhüten, daß den Pfleglingen Dinge, — eßbar und nicht eßbar — vorgeworfen werden, die ihrer natür- lichen Kost zuwiderlaufen, sie krank machen oder mit denen sie sich verletzen. „Nicht necken" ist die zweite Weisung, damit die Tiere nicht mißtrauisch und boshaft werden, sondern sich vor den Gästen arglos und natürlich in ihrem Treiben und Bewegen zeigen. Seil Jahren sind ja hervorragende Männer der Wissen- schaft, kühne Reisende und Naturforscher bemüht, Wege und sichere Mittel zu finden, uns die Tiere ferner und fernster Länder so viel als möglich so vorzuführen wie sie sich in der Heimat bewegen und benehmen, sich ernähren, ihre Jungen groß ziehen. Alle erdenklichen Maßregeln werden angewendet, die Fremdlinge möglichst lange gesund und lebend, möglichst schön und kräftig zu erhalten. Alle Unternehmungen dieser Art haben mit sehr vielen und großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schon die weite Reise über Meer und Länder fordert ihre Opfer. Die gefangenen Tiere sind gegen schädliche Einflüsse weniger widerstandsfähig, werden leichter krank und sterben in vielen Fällen früher als ihre Brüder, die sich in dichten Wäldern, auf weiter See, in fandiger Wüste, in schier endlosen Wiesen frei bewegen wie bei uns Fuchs, Hase und Reh. Die das Licht der Welt in einem Käsig des Tiergartens erblickren, kennen ja kein anderes Leben. Bei denen aber, die jung eingefangen zu uns gebracht werden, dauert es oft lange, ehe sie sich beruhigen und Speise und Trank annehmen. Manche gehen bald zugrunde, da sie sich an die Haft und veränderte Lebensweise nicht gewöhnen können. „Sie sind am Heimweh gestorben" erzählen dann wohl die Städter, denn nicht nur die Menschen, auch die Tiere haben eine Heimat, in der sie sich wohl fühlen und nach der sie sich sehnen. 1*
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