1912 -
München
: Kellerer
- Autor: Weber, Adolf, Weber, Amalie
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): München
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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die frohe Erwartung der Weihnachtszeit. Denn Christkind hat
im Schulhause einen Raum mit Beschlag belegt, den größten,
der zu haben ist, den hohen Turnsaal. Da strahlt am Be-
scheruugstag der mächtige Lichterbaum, da liegen erwünschte
warme Kleider, feste Schuhe und Körbchen mit Leckereien, damit
allen Kindern ohne Ausnahme die heilige Zeit, das Fest der
Liebe, ein Fest der Freude werde.
13. Vom Hausbau.
Neulich kam ich an einen Bauplatz. Viele Arbeiter gruben
die Erde heraus und machten eine große, viereckige Vertiefung
in den Boden. Daneben lag eine Menge Bretter und Balken,
lauter Bauholz. Die Zimmerleute waren eifrig beschäftigt, sie
mit der Axt zuzuhauen und mit der Säge kürzer zu machen.
Ein Fuhrmann hatte auf seinem Wagen viele rote Ziegelsteine
hergefahren, die die Steinträger abluden und aufschichteten.
Ein anderer Fuhrmann brachte einen Wagen voll weißer Stein-
brocken. Der Maurer schüttete in einen großen, hölzernen Trog
Wasser und warf diese weißen Steinbrocken, uugelöschte Kalk-
steine, hinein. Das zischte auf, als ob das Wasser siedend wäre.
Dann wurde Sand dazu geschüttet und das Ganze zu einem
dicken Brei, dem Mörtel, verrührt. Als ich ein paar Tage
später kam, war in die große Vertiefung aus Stein und Mörtel
der feste Grund gebaut worden, auf dem das ganze Haus steht.
Jeden Tag stieg das Gebäude höher, bis das erste Stockwerk
aufgebaut war. Sodann setzten die Zimmerleute die Balkeu
auf, die in Verbindung mit Latten und Brettern Boden und
Decke geben. Auf diese Weise entstehen alle folgenden Stockwerke.
Zuletzt wird der Dachstuhl aufgesetzt und dann ist der Rohbau
fertig. Nun wurde der Giebel des Hauses mit einem reich
mit Bändern verzierten Tannenbäumchen geschmückt. Der Palier
stieg auf das Dach und sprach den Zimmermannsspruch. Am
anderen Tage erst wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Die
Mauern, in denen Öffnungen für Türen und Feuster frei ge-
blieben waren, wurden nun mit Mörtel beworfen. Auf die
schrägeil Dachbalken befestigte der Dachdecker die großen Platten,
die Schornsteinrohre und die Dachrinne, die der Kupferschmied
verfertigt hatte. Auf dem Dach wurden kleine Öffnungen für
die Speicherfenster gelassen. Auch im Innern des Hauses gab's
tüchtig Arbeit.
Da mußte der Schreiner die hölzernen Treppen und das